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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, heute kam der ältere an Dich zurückgegangene Brief.
Wir sind also vertrauenswürdiger. Meine Meinung über Weihnachten
bleibt die alte, ich weiß, es wird mir einen Stich geben, wenn ich
endgiltig höre, dass wir einander nicht sehn, aber an dem im
Grunde Richtigen meiner Meinung werde ich nicht zweifeln. - Deine Kopfschmerzen
bedrücken mich sehr. Ist uns nur eine einzige Ruhe gemeinsam zugeteilt,
so dass, wenn es bei mir ein wenig ruhiger zugeht, dies gleich Deinen
Ruheanteil kleiner macht? Und die Gründe? Die Unsicherheit war doch
vor einem Monat nicht größer als heute. Und das Heim? Hält
und macht es Dich nicht fest? - Das Drama des Bekannten kann ich nicht
mehr lesen. Max hat es vor paar Tagen, ohne dass ich überhaupt
etwas davon gehört hätte, weggeschickt. Er hält es nicht
für wesentlich. Ich hätte es natürlich gern gelesen, da
Du es wolltest, aber nun, da es weg ist, hat es keinen Sinn, es wieder
zu verlangen, mein Urteil oder gar meine Hilfe hätte für den
Verfasser gewiß keine Bedeutung. Übrigens war Max in letzter
Zeit gerade mit ähnlichen Bitten überhäuft und mag es also
nicht allzugenau gelesen haben.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at