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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, heute keine Nachricht, auch der Jahresbericht ist noch nicht gekommen.
Mit der von Dir gegebenen Begründung billige ich das Schreiben natürlich,
nur müßte man dann eigentlich bei vollständiger Konsequenz
etwa auch den Foerster oder - ewige und jetzt überdies ganz unangebrachte
Geißel! - auch die Memoiren abschreiben, wenn man
sich lebendiges Lesen nur durch Anbinden an den Schreibmaschinentisch abzwingen
könnte. Übrigens für mich bei manchen Dauerzuständen
ein leider noch zu schwaches Mittel. Aber für den Foersterkurs, über
den Du so enttäuschte und enttäuschende Mitteilungen machst,
müßte man wirklich irgendein Mittel der Erweckung finden. Jedenfalls
ist man bei diesen Verhältnissen noch mehr als sonst gezwungen, den
ganzen Foerster zu lesen unabhängig von der persönlichen Zuteilung.
Den Nutzen des Alleinlesens des Foerster kann doch auch ein noch so schlechter
Kurs nicht zerstören. Hätte ich doch die dauernde Ruhe des Kopfes,
um mich mit Dir schriftlich über den Foerster Abschnitt für Abschnitt
zu verständigen! Denn wichtig ist er, daran ist kein Zweifel. - Ich
schicke Dir heute ein Rätselbuch, ich hätte es reichhaltiger
gewünscht, aber mit der lebendigen großen Freundin hinter sich
wird es die Mädchen gewiß unterhalten. - Wie wird es werden ohne
Lehmann, Lemur und vielleicht ohne Welkanoz? Muß alles Gute jetzt
in quälenden Provisorien leben, wobei ich zu dem Guten auch unser
Gemeinsames rechne.
Franz
die Memoiren: Memoiren einer Sozialistin, vgl.
Anm. S. 638.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at