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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, gestern kam Dein Montags-, heute Dein Mittwochsbrief, der letztere,
nach dessen Beendigung sich vielleicht die Tür zu dem Mädchenzimmer
öffnet, in das ich Dich mit aller Kraft des Wünschens begleite.
- Heute wurde ich wieder an unsere Erdmuthe erinnert, denn die Universitätsbibliothek
mahnt das Buch ein. Erdmuthe gehört auch irgendwie in die Ausstellung,
wenn auch auf einen ganz andern Platz als meine Kousine. Sie hatte jedenfalls
12, vielleicht noch mehr Kinder, alle starben aber ganz jung, nur eines
glaube ich kam über das zwanzigste Jahr hinaus und starb dann bald.
Und außer dieser Kinderschaft leitete sie finanziell vollständig
(ein bei den Verhältnissen ihres Mannes und der Brüderschaft
fast übermenschliches Werk) und geistig teilweise die sich damals
rasch vergrößernde, über ganz Europa und Nordamerika ausgebreitete
Brüderkirche. Starb 56 Jahre alt. Ihr Mann heiratete bald nach ihrem
Tode ein Mädchen, mit dem er geistig schon längst und tief verbunden
war. -Heute habe ich Dir den Schlemihl in der Inselbücherei geschickt.
Leider hat jede Ausgabe Fehler. schaffstein ist wahrscheinlich nicht vollständig,
Weltliteratur ist zu ähnlich, Insel ist zu kleingedruckt und Fischer
ist zu teuer. Ohne Bilder gibt es allerdings noch andere gute Ausgaben.
Also wähle und schreibe, was Du noch brauchst. Den Brief von Buber
schicke ich Dir bei Gelegenheit, wenn Du willst. - Viele Grüße,
Liebste und Beste
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at