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Postkarte an Felice Bauer

[Prag,] 19. IX. 16
 


Liebste, heute keine Nachricht. Die Jugendlehre von Foerster habe ich Dir gestern schicken lassen, und zwar ungebunden, damit Du, selbst wenn Du sie gebunden schon besitzen solltest, ein Exemplar hast, das Du auseinandernehmen kannst, und nicht gezwungen bist, immer mit dem ganzen schweren Buch herumzulaufen. Ich habe gestern schon darin geblättert, Dein Kapitel sogar ganz gelesen (trotz geradezu strahlenden Kopfschmerzen). Es ist in seiner Art ein bewunderungswürdiges Buch, wenn auch in meinem Sinn einiges darunter, darüber und daneben zu sagen ist. Ich saß gestern wohl eine Stunde noch am Bettrand, ohne mich zu legen und dachte daran. Jetzt nach einem Bureauvormittag ist es mir allerdings nicht mehr so gegenwärtig. Dein Abschnitt ist ja in 30 Sätzen leicht zusammenzufassen. Schick mir die Kopie des Referates und wir sprechen dann weiter darüber. Sag mir auch paar Worte zu dem, was ich Dir schrieb. -Wie war es möglich, dass Du trotz der Vorbereitung keine Wohnung gefunden hast? Das gibt schlechte Aussichten für spätere Wohnungssuche. Ich werde doch vielleicht fahren können. Allerdings habe ich heute erfahren, dass Max die Einladung vermittelt hat; meine Lust zu fahren ist entsprechend geringer geworden. Wolltest Du die riesige Reise machen? Nicht um bei der Vorlesung zu sein, das wollte ich gar nicht, aber um paar Stunden, es kann sich etwa um 5 Stunden handeln, mit mir beisammen zu sein. Es ist aber noch nicht sicher.

Franz




Ich werde doch vielleicht fahren können: Zu der im Brief vom 15. September erwähnten Dichter-Lesung in München. Vgl. Anm. S. 699.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at