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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, die Adresse Deiner Schwester habe ich noch nicht, Du wirst aber
auch wohl über die erste Aufregung schon hinweggekommen sein. Dringend
ist das Ganze nicht, nur wünschenswert. - Da Du mit Feigls so gut
ausgekommen bist, könntest Du vielleicht, da sie ja wohl wegfahren
werden, noch einen Abschieds - und Trostbesuch bei ihnen machen. Oder vielleicht
schreibst Du ihnen, was noch besser ist, vorläufig nur eine entsprechende
Karte. Mir hat er noch nicht geschrieben, auch die Bilder sind noch nicht
hier. Übrigens soll er mit Rücksicht auf seine graphischen Leistungen
vom Direktor der Nationalgallerie (Bode?) ein außerordentlich liebenswürdiges
Schreiben erhalten haben, ausdrücklich zu dem Zweck, um den Grund
seiner Depression zu beseitigen. Außerdem kann es aber mit der Frau
noch nicht so schlecht steten, solange sie so ausdauernden Sinn für
Kleider hat, besonders da Dein Kleid doch kein Trauerkleid war. Mit der
Bemerkung über die Gleichheit der Frauen willst Du mir wohl Angst
machen? Als ein Zeichen des Vertrauens nehme ich auch diese Bemerkung hin.
- Ungemein freue ich mich auf den Bericht über den Donnerstag Abend.
- An Papieren brauche ich wohl nur Geburts - und Heimatsschein. Sie sind,
wie ich höre, ganz leicht zu bekommen. Ich muß mich nur paar
Stunden dafür frei machen.
Viele Grüße Franz
[am Rande] Eben brachte mir der jüngere [Ernst Feigl
seine Gedichte, nicht leicht zugängliche, sehr ernsthafte Dinge.
Ernst Feigl ... ernsthafte Dinge :Vgl. Wolff, Briefwechsel,
S. 40f.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at