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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, als noch Pünktlichkeit möglich war, ist man eigentlich
nicht sehr bestrebt gewesen, sie zu erhalten, also sollte man jetzt nicht
klagen. Und klagt doch an manchem Morgen. - Wer ist das Fräulein Schwabe,
deren Namen ich nicht erinnere von Dir gehört zu haben. Sie scheint
ja nicht sehr freundlich über den Maler Feigl gesprochen zuhaben,
vorausgesetzt dass Deine Zweifel an der Sehenswürdigkeit der
Wohnung und Frau daher stammen Tatsächlich kenne ich nur ihn und seine
Bilder, seine Frau nur ganz flüchtig, seine Wohnung gar nicht. Das
für Dich Sehenswürdige sollte meiner Meinung nach in der Beispielhaftigkeit
des Ganzen liegen, in dem Aufbau einer Wirtschaft auf viel Wahrem und wenig
Fußbarem. Es wird sich übrigens nach seiner heutigen Karte ("wir
werden uns sehr freuen, Ihr Fräulein Braut persönlich kennenzulernen")
hauptsächlich um die Auswahl aus etwa 8 Prager Bildern handeln, die
ich von Prag aus kenne, ohne sie aber in der Erinnerung voneinander genau
sondern zu können, ich weiß nur, ich habe damals alle vor Staunen
angestarrt. Augenblicklich sind die Bilder in Köln, sind aber allem
Anschein nach auf dem Weg nach Berlin. (Klar ausgedrückt!) Bis sie
kommen, ruft er Dich an. Und nun springe ich von der Unpersönlichkeit
der Schreibmaschine in höchstpersönliche Grüße hinein.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at