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Postkarte an Felice Bauer
Meine Liebste, schöne, schöne Tage. Wenn ich ein wenig Zeit,
Lust und Kraft habe, gehe ich aus der Stadt hinaus, liege nicht nur im
Straßengraben. Es gibt hier in der Nähe hinterm Baumgarten auf
einer hohen Straßenböschung einen kleinen Wald, an dessen Rand
ich gern liege. Links sieht man den Fluß und jenseits schwach bewaldete
Höhen, mir gegenüber ein vereinzelter Hügel mit einem mir
schon seit der Kindheit rätselhaften, weich in die Gegend eingefügtem
alten Haus und rings herum friedliches, welliges Land. Die Abendsonne leuchtet
mir dann gerade ins Gesicht und auf die Brust. - Mutter und Valy (die Du
wohl meinst, wenn Du Ottla schreibst) sind gestern gekommen, der Schwager
ist hier auf Urlaub. -Telschow kenne ich nicht. -Mein Schreiben ist weder
Sparsamkeits- noch Verschwendungssache. - Für Frl. Grete [Bloch] herzlichste
Grüße. Was sagt sie zum Volksheim?
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at