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Postkarte an Felice Bauer

[Prag,] 9. August [1916]
 


Meine Liebste, schöne, schöne Tage. Wenn ich ein wenig Zeit, Lust und Kraft habe, gehe ich aus der Stadt hinaus, liege nicht nur im Straßengraben. Es gibt hier in der Nähe hinterm Baumgarten auf einer hohen Straßenböschung einen kleinen Wald, an dessen Rand ich gern liege. Links sieht man den Fluß und jenseits schwach bewaldete Höhen, mir gegenüber ein vereinzelter Hügel mit einem mir schon seit der Kindheit rätselhaften, weich in die Gegend eingefügtem alten Haus und rings herum friedliches, welliges Land. Die Abendsonne leuchtet mir dann gerade ins Gesicht und auf die Brust. - Mutter und Valy (die Du wohl meinst, wenn Du Ottla schreibst) sind gestern gekommen, der Schwager ist hier auf Urlaub. -Telschow kenne ich nicht. -Mein Schreiben ist weder Sparsamkeits- noch Verschwendungssache. - Für Frl. Grete [Bloch] herzlichste Grüße. Was sagt sie zum Volksheim?

Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at