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Postkarte an Felice Bauer
Liebste Felice, man kann natürlich nicht berechnen, wie die Karte
den Adressaten antrifft, ich kann das leider am allerwenigsten immerhin,
seit 2 Tagen habe ich keine Nachricht (man wurde so verwöhnt durch
das Beisammensein, zwei Schritte nach links und man konnte Nachricht haben,
heute ist Felix mit Frau, Bruder und Vater hier, ich laufe wegen jeder
Post nachhause und finde schließlich die liebe, trotzdem küssenswerte,
aber jedenfalls brummige, ein wenig brummige Karte. Gewiß, man ist
in fremder Wohnung nicht ungestört, aber warum hinderst Du mich,
auf Deinen Knien zu klagen, nimm es doch als das Sich-hingeben, das es
ist. Und Liselotte? Ich habe die Stelle schon sehr oft gelesen und fürchte
noch immer mich zu blamieren, wenn ich sie ernst nehme. Traust Du mir die
Geschmacklosigkeit zu, mich mit etwas derartigem - ich sage nicht, zu befassen
- aber zu rühmen?
Es ist das 3jährige, runde kleine Mädchen, über das wir
im Dianahof einmal gelacht haben. Sie bekam eine Rose, und um diese handelte
es sich. Liebste Felice!
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at