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Postkarte an Felice Bauer

[Stempel: Prag - 19. IV. 16]
 


Liebe Felice, das geht ja erfreulich schnell, danke auch für die Ausschnitte. - Was Dr. Weiß anlangt, so hast Du mich mißverstanden. Wir wollen nichts mehr miteinander zu tun haben, solange es mir nicht besser geht. Eine sehr vernünftige Lösung. Allerdings ein wenig getrübt durch die letzthin erfolgte Zusendung seines neuen Buches. Aber was für ein außerordentlicher Schriftsteller er ist! Lies das Buch unbedingt! Er ist zwar jetzt in Berlin, aber ich sehe keinen Nutzen, den eine Zusammenkunft zwischen Dir und ihm irgendjemandem und irgendetwas bringen könnte. Im Gegenteil.-Ostern bin ich in Marienbad, wo ich Osterdienstag amtlich zu tun habe. Ich war letzthin bei einem Nervenarzt; ein ziemlich nutzloser Besuch. Diagnose: Herzneurose. Therapie: Elektrisieren. Ging nachhause und schrieb ihm ab: Was hätte die Behandlung eines Folgezustandes für einen Sinn? - Viel Vergnügen Ostern. Meinen Reisen ist die Freude immer schon vorher abgerissen.

Herzlich Franz




seines neuen Buches: Der Kampf, vgl. Anm. 2 S. 575. Weiß hatte das Buch, das Kafka bereits im Manuskript kannte, in der Hoffnung geschickt, Kafka würde es in den Weißen Blättern rezensieren; Kafka lehnte ab, wie aus einem unveröffentlichten Brief von Ernst Weiß an Rahel Sansara vom 27. VI. 1916 hervorgeht.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at