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Postkarte an Felice Bauer.

[Stempel: Prag - 14. IV 16]
 


Liebe Felice, ich werde jetzt öfters Karten schicken, Briefe gehn zu langsam, auch kommt es nicht darauf an, etwas mitzuteilen, als vielmehr sich des andern zu vergewissern. Ich werde Ostern in Marienbad sein, wo ich Osterdienstag geschäftlich zu tun habe. Urlaub werde ich, wenn es möglich ist, schon im Mai nehmen. Ich halte es eben nicht mehr aus. Übrigens weder hier noch dort. Die Kopfschmerzen in Karlsbad waren nicht geringer als die in Prag. Im Feld wäre es besser. Heute war Musil - erinnerst Du Dich an ihn? - bei mir, Oberleutnant bei der Infanterie, krank und doch recht gut in Ordnung.

Herzliche Grüße Franz




Briefe gehn zu langsam Wegen der militärischen Postzensur brauchten Briefe von Prag nach Berlin oft fünf bis sieben Tage. Postkarten passierten die Zensurstellen schneller.


Musil: Robert Musil hatte Kafka im Februar 1914 zur Mitarbeit an einer literarischen Zeitschrift - vermutlich an der Neuen Rundschau - gewinnen wollen. Vgl. Tagebücher (23. Februar 1914), S. 362. Im August-Heft 1914 der Neuen Rundschau rezensierte Musil dann Kafkas "Betrachtung" und "Der Heizer".


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at