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An Felice Bauer

[Anfang April 1916]
 


Liebe Felice, Dein Brief kam gleichzeitig mit dem ersten freundlichen Wetter. Es ist auch gut zu lesen, was Du schreibst. Nur solltest Du nicht leugnen, was Dir an Möbeln liegt, nicht an jenen und nicht an Möbeln an sich, aber an dem, was um sie ist, an dem, was etwa zwischen Hausball und Hausfrieden liegt und was Du z. B. in Waldenburg "so herrlich gemütlich" gefunden hast. Das ist von meiner Seite weder Wortklauberei noch sonst etwas Böses, es ließe sich dabei recht gut Deine Hand zusammengeballt in meiner halten. Im Grunde war es auch nicht Deine Sache, die Möbel nicht zu kaufen, sondern meine und ich habe sie auch, wenn auch nur sehr unvollständig, getan. - Vor der Zusammenkunft warne ich Dich und mich, denke genügend stark an frühere Zusammenkünfte und Du wirst es nicht mehr wünschen. Du hast glücklich-unglücklicherweise nicht immer Zahnschmerzen, nicht immer darf ich Aspirin holen, nicht immer Dich auf dem Gang von Gesicht zu Gesicht lieb haben. Also keine Zusammenkunft. - Dr. Weiß, mit dem ich ununterbrochen in brieflicher Verbindung war, ist in den letzten Tagen in Prag gewesen, kommt auch wieder und fährt dann nach Berlin. Wir sind, wenigstens vorläufig, ganz auseinandergegangen, unter Umständen, die bis in Kleinigkeiten der alten Szene im Askanischen Hof geglichen haben. Es ist das, ich meine die Ähnlichkeit, nicht besonders merkwürdig. Im Grunde sind mir immer nur die gleichen primitiven Vorwürfe zu machen, deren oberster und blutnächster Vertreter ja mein Vater ist.-Das Geburtstagsgeschenk für die Schwester ist natürlich abgegangen. - Bekommst Du Urlaub?


Herzlichste Grüße Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at