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[Tagebuch, 26. Dezember 1914; Samstag]

26. (Dezember 1914) In Kuttenberg mit Max und Frau. Wie habe ich mit den vier freien Tagen gerechnet, wie viel Stunden über ihre richtige Verwendung nachgedacht und mich jetzt doch vielleicht verrechnet. Heute abend fast nichts geschrieben und vielleicht nicht mehr imstande den Dorfschullehrer fortzusetzen, an dem ich jetzt eine Woche arbeitete und den ich gewiß in 3 freien Nächten rein und ohne äußerliche Fehler fertiggebracht hätte, jetzt hat er trotzdem er noch fast am Anfang ist, schon zwei unheilbare Fehler in sich und ist außerdem verkümmert. - Neue Tageseinteilung von jetzt ab! Noch besser die Zeit ausnützen! Klage ich hier, um hier Erhörung zu finden? Aus diesem Heft wird sie nicht kommen, sie wird kommen, wenn ich im Bett bin, und wird mich auf den Rücken legen, so dass ich schön und leicht und bläulich-weiß liege, eine andere Erlösung wird nicht kommen.

Hotel in Kuttenberg. Morawetz, betrunkener Hausknecht, kleiner überdeckter Hof mit Oberlicht. Der Soldat der dunkel umschrieben am Geländer im ersten Stock des Hofgebäudes lehnt. Das Zimmer das man mir anbietet, das Fenster geht auf einen dunklen fensterlosen Korridor. Rotes Kanapee, Kerzenlicht. Jakobskirche, die frommen Soldaten, die Mädchenstimme im Chor

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at