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An Felice Bauer

[Monogramm am Kopf des Bogens "H.K."]

[Ende Oktober/Anfang November 1914]
 


Es hat sich, Felice, zwischen uns, soweit es mich betrifft, im letzten Vierteljahr nicht das geringste geändert, nicht in gutem und nicht in schlechtem Sinn. Ich bin natürlich auf Deinen ersten Anruf bereit und hätte Deinen frühem Brief, wenn er angekommen wäre, gewiß und gleich beantwortet. Ich habe allerdings nicht daran gedacht, Dir zuschreiben - im Askanischen Hof war dir Wertlosigkeit von Briefen und allem Geschriebenen zu deutlich geworden -, aber da mein Kopf (auch in seinen Schmerzen und gerade heute) der alte geblieben ist, hat es ihm an Gedanken und Träumen, die von Dir gehandelt haben, nicht gefehlt, und das Zusammenleben, das wir in meinem Kopfe geführt haben, war nur manchmal bitter, meistens aber friedlich und glücklich. Einmal allerdings wollte ich Dir, zwar nicht schreiben, aber eine Nachricht durch jemanden andern schicken lassen, Du wirst es nicht erraten, es war eine besondere Gelegenheit, ausgedacht während des Einschlafens, gegen 4 Uhr früh, der üblichen Zeit meines ersten Schlafes.

Vor allem aber dachte ich deshalb nicht daran zu schreiben, weil mir wirklich das Wichtigste in unserer Beziehung klar schien. Du warst schon seit langem im Irrtum, wenn Du Dich so oft auf Unausgesprochenes beriefst. Es hat nicht an Aussprache, aber an Glauben gefehlt. Weil Du das, was Du hörtest und sahst, nicht glauben konntest, dachtest Du, es wäre Unausgesprochenes vorhanden. Du konntest nicht die Macht einsehn, die meine Arbeit über mich hat, Du sahst sie ein, aber bei weitem nicht vollständig. Infolgedessen mußtest Du alles, was die Sorge um diese Arbeit, nur die Sorge um diese Arbeit, an Sonderbarkeiten in mir hervorrief, die Dich beirrten, unrichtig deuten. Nun traten aber außerdem diese Sonderbarkeiten (zugegebener Weise abscheuliche Sonderbarkeiten, mir selbst am widerlichsten) Dir gegenüber stärker auf als jemandem sonst. Das war sehr natürlich und geschah nicht nur aus Trotz. Sieh, Du warst doch nicht nur der größte Freund, sondern gleichzeitig auch der größte Feind meiner Arbeit, wenigstens von der Arbeit aus gesehn, und sie mußte sich deshalb ebenso, wie sie Dich in ihrem Kern über alle Grenzen liebte, in ihrer Selbsterhaltung mit allen Kräften gegen Dich wehren. Und zwar in jeder Einzelheit. Ich dachte z. B. daran, als ich einmal abend mit Deiner Schwester bei einem fast ausschließlichen Fleischessen saß. Wärest Du dabei gewesen, hätte ich wahrscheinlich Knackmandeln bestellt.

Auch im Askanischen Hof habe ich nicht aus Trotz geschwiegen. Was Du sagtest, war doch so deutlich, ich will es nicht wiederholen, aber es waren Dinge darunter, die fast unter 4 Augen zu sagen unmöglich hätte sein sollen. Allerdings sagtest Du sie erst, nachdem ich lange genug geschwiegen oder ganz Wesenloses gestottert hatte. Du wartetest auch nachher noch lange genug, damit ich sprechen sollte. Ich sage auch jetzt nichts mehr dagegen, dass Du Frl. Bl. mitgenommen hattest, ich hatte Dich ja in dem Brief an sie fast entwürdigt, sie durfte dabeisein. Daß Du allerdings auch Deine Schwester, die ich damals kaum kannte, hinkommen ließest, verstand ich nicht. Aber beider Anwesenheit beirrte mich nur wenig, es ist möglich, dass ich, wenn ich etwas Entscheidendes zu sagen imstande gewesen wäre, aus Trotz geschwiegen hätte. Das ist möglich, aber ich hatte nichts Entscheidendes zu sagen. Ich sah, dass alles verloren war, ich sah auch, dass ich es noch im letzten Augenblick durch irgendein überraschendes Bekenntnis retten konnte, aber ich hatte kein überraschendes Bekenntnis zu machen. Ich hatte Dich lieb wie heute, ich sah Dich in Not, ich wußte, dass Du durch mich zwei Jahre unschuldig gelitten hast, wie Schuldige nicht leiden dürften, aber ich sah auch, dass Du meine Lage nicht begreifen konntest. Was hätte ich tun sollen? Nichts anderes, als das, was ich getan habe: mitzufahren, zu schweigen oder etwas ganz Dummes zu sagen, die Geschichte von dem komischen Droschkenkutscher anzuhören und Dich anschauen mit dem Gefühl, dass es das letzte Mal sei.

Wenn ich sage, dass Du meine Lage nicht begreifen konntest, so behaupte ich nicht zu wissen, wie Du hättest handeln sollen. Hätte ich das gewußt, ich hätte es Dir nicht verschwiegen. Ich habe Dir meine Lage immer wieder darzustellen versucht, Du hast sie natürlich auch verstanden, aber in lebendige Beziehung zu ihr kommen, das konntest Du nicht. Es waren und sind in mir zwei, die miteinander kämpfen. Der eine ist fast so wie Du ihn wolltest, und was ihm zur Erfüllung Deines Wunsches fehlt, das könnte er durch weitere Entwicklung erreichen. Nicht einer Deiner Vorwürfe im Askanischen Hof bezog sich auf ihn. Der andere aber denkt nur an die Arbeit, sie ist seine einzige Sorge, sie macht, dass ihm die gemeinsten Vorstellungen nicht fremd sind, der Tod seines besten Freundes würde sich ihm zuallererst als ein wenn auch vorübergehendes Hindernis der Arbeit darstellen, der Ausgleich zu dieser Gemeinheit liegt darin, dass er für seine Arbeit auch leiden kann. Die zwei kämpfen nun, aber es ist kein wirklicher Kampf, bei dem je zwei Hände gegeneinander losschlagen. Der erste ist abhängig vom zweiten, er wäre niemals, aus innern Gründen niemals imstande, ihn niederzuwerfen, vielmehr ist er glücklich, wenn der zweite glücklich ist, und wenn der zweite dem Anschein nach verlieren soll, so kniet der erste bei ihm nieder und will nichts anderes sehn als ihn. So ist es, Felice. Und doch kämpfen sie miteinander und doch könnten beide Dir gehören, nur ändern kann man nichts an ihnen, außer man zerschlägt beide.

In Wirklichkeit stellt sich das nun so dar, dass Du das alles vollständig hättest anerkennen müssen, dass Du hättest einsehn müssen, dass alles, was dort geschieht, auch für Dich geschielt, und dass alles, was die Arbeit für sich braucht, nicht Trotz, nicht Laune, sondern Hilfsmittel ist, zum Teil notwendig an sich, zum Teil durch meine für diese Arbeit äußerst feindlichen Lebensumstände erzwungen. Sieh, wie ich jetzt lebe. Allein in der Wohnung meiner ältesten Schwester. Sie wohnt, da der Schwager im Krieg ist, bei meinen Eltern. Soweit mich nicht einzelnes, insbesondere die Fabrik, stört, ist meine Zeiteinteilung diese: Bis ½3 im Bureau, dann Mittagessen zuhause, dann 1 oder 2 Stunden Zeitunglesen, Briefeschreiben oder Bureauarbeiten, dann hinauf in meine Wohnung (Du kennst sie) und schlafen oder bloß schlaflos liegen, dann um 9 hinunter zu den Eltern zum Abendessen (guter Spaziergang), um 10 mit der Elektrischen wieder zurück und dann so lange wach bleiben, als es die Kräfte oder die Angst vor dem nächsten Vormittag, die Angst vor den Kopfschmerzen im Bureau erlaubt. Während des letzten Vierteljahres ist heute der zweite Abend, an dem ich nicht arbeite, der erste war etwa vor einem Monat, da war ich zu müde. Ich. hatte im Laufe der letzten Zeit auch 14 Tage Urlaub, da hatte sich natürlich die Zeiteinteilung ein wenig geändert, soweit es in der Eile dieser kurzen 14 Tage, in der Aufregung, dass ein Tag nach dem andern vergeht, möglich war. Ich saß eben durchschnittlich bis 5 Uhr früh beim Tisch, einmal auch bis ½8, schlief dann, in den letzten Tagen des Urlaubs gelang es mir schon wirklich zu schlafen, bis 1 oder 2 Uhr nachmittag, und nun war ich allerdings frei und hatte Urlaub bis abend.

Vielleicht siehst Du, Felice, die Möglichkeit einer Lebensweise ein, wie ich sie während des Urlaubs führte, aber mein Leben in der übrigen Zeit kannst Du nicht billigen oder konntest es wenigstens bisher freiwillig nicht. Ich sitze oder liege während der Stunden des Tages, die allein ich als mir entsprechendes Leben anerkenne, allein in diesen stillen 3 Zimmern, komme mit niemandem zusammen, auch finit meinen Freunden nicht, nur mit Max für paar Minuten auf dem Nachhauseweg aus dem Bureau und - bin nicht glücklich, gewiß nicht, aber doch manchmal zufrieden damit, dass ich, so gut es unter diesen Umständen geht, meine Pflicht erfülle.

Diese Art der Lebensführung habe ich immer eingestanden, sie war immer die Frage und die Probe. Du hast diese Frage nicht mit "nein" beantwortet, aber Dein "ja" umfaßte niemals die ganze Frage. Was aber als Lücke in dieser Antwort blieb, das füllte sich bei Dir, Felice, mit Haß oder, wenn das Wort zu stark sein sollte, mit Widerwillen. Es begann damals, als Du in Frankfurt warst, die unmittelbare Veranlassung weiß ich nicht, vielleicht war auch keine vorhanden, jedenfalls begann dieser Widerwille in Deinen Briefen aus Frankfurt aufzutreten, in der Art, wie Du auf meine Angst um Dich antwortest, in der Art, wie Du Dich zurückhieltest. Wahrscheinlich wußtest Du damals selbst noch nichts davon, später mußtest Du es aber erkennen. Was war denn die Angst, von der Du später im Tiergarten so oft sprachst und die Dich noch viel mehr als zum Sprechen zum Schweigen zwang, was war sie denn sonst als Widerwillen vor meiner Lebensweise und mittelbar auch vor meinen Absichten, mit denen Du nicht in Einklang kommen konntest, die Dich beleidigten. Ich sehe Dich, wie Du mit Tränen in den Augen dem Dr. W. zuhörtest - es war Angst; wie Du (einzelne vielleicht nicht immer richtige Beispiele!) am Abend, bevor ich zu Deinen Eltern ging, keine klare Antwort geben konntest, - es war Angst; wie Du in Prag über manches an mir klagtest - es war Angst, immer, immer wieder Angst. Ich setze Angst statt Widerwillen, aber die beiden Gefühle mischten sich. Und was Du schließlich im Askanischen Hof sagtest, war es nicht der Ausbruch alles dessen? Konntest Du noch zweifeln, als Du Dich damals hörtest? Gebrauchtest Du nicht sogar den Ausdruck, dass Du Dich verlieren müßtest, wenn Du - Und selbst in Deinem heutigen Brief, Felice, finde ich Stellen, die noch aus dieser Angst herkommen könnten. Du darfst mich, Felice, nicht mißverstehn. Dieser Widerwille bestand, aber Du hattest Dich ja vor aller Welt entschlossen, ihm zu trotzen. Es konnte zu einem guten Ende führen, ich selbst hoffte es ja in glücklichen Stunden. Davon rede ich aber jetzt nicht. Du willst eine Erklärung meines letzten Verhaltens und diese Erklärung liegt eben darin, dass ich Deine Angst, Deinen Widerwillen dauernd vor mir sah. Ich hatte die Pflicht, über meiner Arbeit zu wachen, die mir allein das Recht zum Leben gibt, und Deine Angst zeigte mir oder ließ mich fürchten (mit einer viel unerträglicheren Angst), dass hier für meine Arbeit die größte Gefahr bestand. "Ich war nervös, ich war zermürbt, ich glaubte am Ende meiner Kraft zu sein", so wie Du schreibst, war es. So wild haben die zwei in mir nie gekämpft wie damals. Und ich schrieb dann den Brief an Frl. Bl. .

Vielleicht habe ich aber meine Angst noch nicht gut begründet, Deine Erklärung im Ask. H. fand doch erst später statt, die darf ich jetzt nicht heranziehn. Eines der deutlichsten Beispiele ist aber die Nichtübereinstimmung wegen der Wohnung, jede Einzelheit Deines Planes erschreckte mich, wenn ich ihr auch nichts entgegensetzen konnte und jeder zweifellos Dir recht geben mußte. Nur Du selbst hättest Dir nicht recht geben dürfen. Du wolltest etwas Selbstverständliches: eine ruhige, ruhig eingerichtete, familienmäßige Wohnung, wie sie die andern Familien Deines und auch meines Standes hatten. Du wolltest überhaupt nichts mehr als was diese Leute hatten (auch in Deinem heutigen Brief sind sie erwähnt, es sind die, denen es "im Schlafen zufällt"), aber das was diese hatten, wolltest Du vollständig. Ich bat Dich einmal - es war schon nahe der letzten Angst - die Feierlichkeit im Tempel zu verhindern, Du antwortetest darauf nicht, ich nahm in meiner Angst an, dass Du über meine Bitte erbittert wärest, und tatsächlich erwähntest Du im A. H. auch diese Bitte. Was bedeutete aber die Vorstellung, die Du Dir von jener Wohnung machtest? Sie bedeutete, dass Du mit den andern übereinstimmtest, aber nicht mit mir; für jene andern ist aber die Wohnung berechtigter Weise etwas ganz anderes, als sie es für mich gewesen wäre. Diese andern sind, wenn sie heiraten, fast gesättigt und die Ehe ist für sie nur der letzte große, schöne Bissen. Für mich nicht, ich bin nicht gesättigt, ich habe kein Geschäft gegründet, das sich von Ehejahr zur Ehejahr weiterentwickeln soll, ich brauche keine endgültige Wohnung, aus deren geordnetem Frieden heraus ich dieses Geschäft führen will, - aber nicht nur, dass ich eine solche Wohnung nicht brauche, sie macht mir Angst. Ich habe einen solchen Hunger nach meiner Arbeit, dass er mich schlaff macht; meine Verhältnisse hier sind aber meiner Arbeit entgegengesetzt, und richte ich in diesen Verhältnissen eine Wohnung nach Deinem Wunsche ein, so heißt das - wenn nicht in Wirklichkeit, so doch im Zeichen - , dass ich den Versuch mache, diese Verhältnisse zu lebenslänglichen zu machen, also das Schlimmste, was mich treffen kann.

Ich möchte das, was ich jetzt gesagt habe, irgendwie einschränken und dadurch genauer bestimmen. Du kannst mit Recht fragen, was für Pläne wegen der Wohnung ich von Dir also erwartete. Ich kann darauf nicht eigentlich antworten. Am entsprechendsten und natürlichsten für meine Arbeit wäre es allerdings gewesen, alles wegzuwerfen und irgendwo eine Wohnung noch höher als im 4ten Stock zu suchen, nicht in Prag, anderswo, aber allem Anschein nach bist weder Du geeignet, im selbstgewählten Elend zu leben, noch bin ich es. Vielleicht bin ich dazu sogar noch weniger geeignet als Du. Nun, wir haben es noch keiner erprobt. Erwartete ich also etwa diesen Vorschlag von Dir? Nicht geradezu; ich hätte zwar nicht gewußt, was tun vor Glück über einen solchen Vorschlag, aber erwartet habe ich ihn nicht. Aber es gab vielleicht einen Mittelweg oder vielmehr es gab ganz bestimmt einen solchen. Und Du hättest ihn gewiß gefunden, ohne Suchen, ganz selbstverständlich, wenn, ja eben, wenn nicht jene Angst, jener Widerwille gewesen wäre, der Dich vor dem abhielt, was für mich und für unser Zusammenleben unbedingt notwendig war. Ich konnte ja noch immer hoffen, dass es zu dieser Einigkeit käme, aber das waren nur Hoffnungen, gegenwärtig waren jedoch jene Anzeichen des Gegenteils, vor denen ich Angst haben mußte und gegen die ich mich auch wehren mußte, wenn ich wollte, dass Du einen lebenden Mann bekommst.

Nun kannst Du ja gewiß das Ganze wenden und sagen, dass Du ebenso gefährdet warst in Deinem Wesen wie ich in meinem und dass Deine Angst ebenso berechtigt war wie meine. Ich glaube nicht, dass es so war. Ich liebte Dich doch in Deinem wirklichen Wesen, und nur wenn es feindlich an meine Arbeit rührte, fürchtete ich es. Ich hätte doch, da ich Dich so liebte, nicht anders können als Dir helfen, Dich zu erhalten. Immerhin ist das nicht ganz wahrheitsgemäß, gefährdet warst Du, aber wolltest Du denn gar nicht gefährdet sein? Niemals? Gar nicht?

Es ist nichts Neues, was ich gesagt habe, vielleicht ist es ein wenig neu zusammengefaßt, neu ist es aber nicht. Neu ist jedoch, dass es außerhalb eines ständigen Briefwechsels geschrieben ist und dass ich deshalb und weil Du diese Zusammenfassung wolltest, Hoffnung habe, eine klare Antwort zu bekommen. Ich bin begierig auf Deine Antwort. Du mußt mir antworten, Felice, wieviel Du auch an meinem Briefe aussetzen mögest. Ich warte sehr ungeduldig auf Deine Antwort. Als ich gestern den Brief abbrach - es war schon spät und mich niederlegte, schlief ich ein kleines Weilchen, aber als ich dann erwachte und bis zum Morgen nicht mehr eigentlich einschlief, kam unsere Sorge und unser Leid - hier ist wirklich etwas Gemeinsames - unverändert wie in der ärgsten Zeit über mich. Es hängt ja noch alles zusammen, nichts ist von diesen Sorgen aufgelöst, wenn man es nur ein wenig herankommen läßt. Es reißt einen herum, als ob es einen an der Zunge festhielte. Ich glaubte in dieser Nacht manchmal, die Grenzen der Narrheit wären schon hinter mir und ich wußte nicht, wie ich mich retten sollte. Du wirst mir also antworten und wirst mir, wenn Du besonders freundlich sein willst, es telegraphisch anzeigen, wenn Du diesen Brief bekommst.

Du erwähnst den Briefwechsel mit Erna. Ich weiß nicht, was Du damit meinst, dass ich unabhängig von diesem Briefwechsel Dir antworten soll. Es trifft sich gerade, dass ich Erna morgen schreibe. Ich werde ihr daher auch schreiben, dass ich Dir geschrieben habe. Erna war über alle Begriffe gut zu mir und ist es auch zu Dir.


Franz


Bl.: Grete Bloch.
Schwester: Erna Bauer.
Ich. hatte im Laufe der letzten Zeit auch 14 Tage Urlaub: Vom 5. bis zum 19. Oktober 1914. Vgl. Tagebücher (7. und 15. Oktober), S. 437f
Ask. H. bzw. A.H.: Das Hotel Askanischer Hof.
Dr. Weiß: Dr. Ernst Weiß
den Brief an Frl. Bl. : Einer der Briefe an Grete Bloch, auf die Anm 1 S. 612 verweist.
Erna: Von den Angehörigen Felicens schätzte er Erna am meisten. Schon anläßlich seines ersten Besuchs bei der Familie Bauer (Pfingsten 1913) war sie freundlicher zu ihm als die anderen. Als er nach der Auflösung des Verlöbnisses von Berlin abreiste, begleitete sie ihn zum Lehrter Bahnhof: "Und E. ist lieb zu mir; glaubt sogar unbegreiflicherweise an mich, trotzdem sie mich vor dem Gericht (Auseinandersetzung im "Askanischen Hof") gesehen hat; ich fühle sogar hie und da die Wirkung dieses Glaubens an mich ...". Vgl. Tagebücher (28. Juli 1914), S. 411. Auf der Rückreise von dem dänischen Ostseebad Marielyst nach Prag kam Kafka am 26. Juli 1914 noch einmal mit Erna Bauer in Berlin zusammen. Vgl. Franz Kafka, Briefe an Ottla und die Familie, hg. v. H. Binder und K. Wagenbach (New-York/Frankfurt/M. 1974), S. 25.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at