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An Grete Bloch
Liebes Fräulein Grete, ich habe jetzt 2 Nächte besser geschlafen
(seit der Abreise des Dr. Weiß gab es schon wieder gräuliche
Nächte), bin jetzt allein und kann meine Lage ruhiger überschauen.
Sie ist so sonderbar, dass ich mit dem klareren Kopf, den ich heute
habe, gar nicht über sie reden kann.
Ich habe vor paar Tagen mit dem einen Chef einer großen Wäschefabrik,
Joss und Löwenstein, gesprochen, Eugen Löwenstein heißt
er. Das Gespräch kam auf Organisationsfragen, er läßt gerade
durch einen Amerikaner seinen ganzen komerciellen und technischen Betrieb
neu organisieren. Das erste, woran ich natürlich dachte, waren Ihre
Maschinen. Sie haben sie auch in der Fabrik, aber sie wollen sie abschaffen,
die Leute arbeiten nicht gerne damit, es bewährt sich nicht. Ich antwortete
natürlich, dass die Leute offenbar mit den Maschinen, die meiner
"Erfahrung" nach ausgezeichnet sind, nicht richtig umzugehn
verstehn, dass sie durch irgendeinen tüchtigen Menschen, z. B.
durch ein Berliner Fräulein, das ich kenne, unterrichtet werden müßten.
Er sagte, ja, das sei allerdings möglich, er würde - zuerst müsse
er noch mit seinem Bureaudirektor sprechen - sehr gerne das Fräulein
auf seine Kosten herkommen lassen, wie lange der Unterricht auch dauern
möge. Der Lesti werde sich zwar ärgern, denn
er schreibe fortwährend an die Fa. und werde immerfort abgewiesen,
aber das mache nichts. - Nun ist dieser Herr Löwenstein jetzt weggefahren,
bleibt über den Juli weg, kommt erst anfangs August, dann soll ich
bei ihm anfragen und dann kann es arrangiert werden. Wollen Sie? Wird es
möglich sein? Ich wäre froh. Ich weiß zwar nicht, ob Sie
in das böhmische Geschäft jetzt noch eingreifen dürfen;
aber wenn die Firma ausdrücklich sagt, dass sie nur Sie und keinen
andern haben will, so muß sich doch aus Geschäftsrücksichten
irgendeine Möglichkeit dafür finden, dass Sie kommen dürfen.
Herzlichste Grüße Ihres Franz K.
Der Lesti: Grete Bloch arbeitete in Wien bei der
Firma Joe Lesti Nfg.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at