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An Grete Bloch
Liebes, liebes Fräulein Grete, in aller unsinnigen Eile, die das Umhergeschlepptwerden
eines Brautpaares, gar eines wohnungssuchenden mit sich bringt. Aber es
ist mir unmöglich, ganz unmöglich, Sie heute nicht zu grüßen.
Das Liebste und Schönste unter dem Lieben und Schönen, das Sie
geschickt haben, ist Ihr Bild. Ich merkte, ich hatte Ihr Gesicht ganz vergessen;
seit jener Zeit hat es sich in meiner Erinnerung ganz aufgelöst und
was sich allmählich im Laufe der Zeit zu einem neuen Menschenbild
zusammensetzte, war ein Mensch, an dem mir so viel lag, dass ich glaubte,
an seinem Gesicht könne mir gar nichts liegen. Und nun vor dem Bild
ist das natürlich gar nicht wahr. Ich wäre so froh, wenn ich
ein Bildchen von Ihnen bekäme; bekäme ich nur eins, so würde
ich das wählen, wo Sie mit den 2 Mädchen beisammen sitzen. Nicht
etwa zum Dank dafür, das wäre komisch, sondern aus eigenem Antrieb
lege ich die schiefgedrehte Fratze bei .
Heute nichts mehr; ich habe Ihnen viel zu erzählen, zu klagen, dass
Sie nicht da sind, mich zu freuen, dass Sie nicht da sind. Da diese
Mischung auch geblieben wäre, wenn Sie gekommen wären, bin ich
doch eigentlich sehr traurig, dass Sie nicht gekommen sind, ich hätte
mehr bitten sollen. Gestern nachmittag haben wir Sie angerufen, aber Ihr
Bureau war schon zu.
Morgen oder übermorgen schreibe ich.
Ihr FranzK.
schiefgedrehte Fratze: Vermutlich wieder das Bild
in Wagenbach, Monographie, S. 57.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at