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An Grete Bloch
Liebes Fräulein Grete, es gibt kein anderes Papier im Haus. Das Bessere
ist schon verschrieben, aber es ist gerade recht für Sie, ich will
Ihnen ja nicht Briefe schreiben, sondern durch paar Minuten Ihnen so nahe
sein, als es die hunderte km, erlauben.
Bin ich mißverstanden worden? Nein. Und trotzdem wollen Sie nicht
kommen? Alle Gründe, die gegen Gmünd sprechen, sprechen für
Prag. Wenn Frau B. Sie nicht gut vertragen kann - ich selbst habe
nichts derartiges gemerkt -, dann gibt es für Sie und mich nur eine
neue Gemeinsamkeit, aber ein Hindernis für Ihren Besuch ist darin
nicht gelegen. Ich für meinen Teil wäre sehr froh, wenn Sie kämen
und F. gewiß auch, sie hat mir Ihren Besuch schon mit den freudigsten
Ausdrücken angekündigt. Ich verstehe es noch nicht richtig auszudrücken,
aber es scheint mir manchmal für mich förmlich notwendig, dass
Sie dabei sind, wenn F. zum ersten Mal bei mir zu Hause ist. Für Sie
spricht natürlich genug dagegen: die große Reise, das Reden
mit fremden Leuten, nicht mit vielen, aber immerhin mit einigen, und andere
Kleinigkeiten, die sich nicht voraussehn lassen. Ich will Sie nicht zwingen,
aber zwingen werde ich mich müssen, Sie zu entbehren. Vielleicht hat
F. einen guten Einfall, von Gmünd hat sie mir noch nicht geschrieben;
will sie hin, dann wird mich nichts halten.
F. schreibt mir jetzt regelmäßiger, wenn auch nur wenig, so
doch jeden Tag, außer heute, heute habe ich noch nichts bekommen.
Gestern aber
__________
Schluß, es ist spät, übrigens kam gerade, als ich vor paar
Stunden den letzten Satz schrieb, ein Telegramm von F., als wolle sie mir
gewissermaßen im letzten Augenblick die Hand halten, die eine Art
Vorwurf niedergeschrieben hat. Es war zu spät.
Herzlichste Grüße Ihr Franz K.
B.: Anna Bauer, die Mutter von Felice.
Letzte Änderung: 17.4.2009 | werner.haas@univie.ac.at |