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An Felice Bauer

[21.Apri1 1914]
 


Eine Narrheit, eine Krankheit, F., habe ich Deinen Brief oder eine kleine Nachricht nicht, so kann ich nichts machen, auch nicht die Annonce in die Zeitung geben. Nicht dass ich etwa in der Weise aufgeregt wäre wie früher, wir gehören ja zusammen (wie das B. T. (Berliner Tageblatt) laut und mein Herz leiser aber bestimmter sagt) und es macht nichts aus, wenn eine Nachricht ausbleibt, es sollte sogar gut sein, wenn Du ein Aufatmen in Deiner vielen Arbeit zum wirklichen Aufatmen statt zum Schreiben benutzt, aber trotzdem die Anzeige gebe ich also erst morgen hinein, Freitag bekommst Du sie. Aber ein Fehlen der Übereinstimmung ist das nicht, F., wie die Zeitungen überhaupt meinem Gefühl nach wenigen mit unserer Sache zu tun haben. Die Anzeige im [Berliner] Tag[e]blatt ist sogar ein wenig unheimlich, die Anzeige des Empfangstages klingt mir so, als stünde dort, dass F. K. am Pfingstsonntag eine Schleifenfahrt im Varieté ausführen wird. Die beiden Namen aber stehn warm und gut beisammen, das ist schön und muß so sein.

Es ist spät, den Expressbrief bekam ich erst jetzt um 9, jedenfalls kam er erst nach a ins Bureau. Herzlichste Grüße, Dank für den Kuß, kann ihn aber nicht erwidern, küßt man von der Ferne, fällt man mit seinem gutgemeinten Kuß in Dunkel und Sinnlosigkeit, statt den fernen lieben Mund zu berühren.

Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at