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An Felicens Mutter, Frau Anna Bauer

19.IV.14
 


Liebe Mutter!

Jetzt ordnet sich mir schon ein wenig die Erinnerung an die zwei Tage und ich kann Dir jetzt ruhig und bestimmt aus vollem Herzen danken, Dir, dem Vater und Euch allen. Ich habe mich wirklich während der zwei Tage unaufhörlich, aber unaufhörlich beschenkt gefühlt und darin, dass Ihr mir Felice gebet, das größte Zeichen Euerer Liebe gesehn, das ich jemals von Euch verlangen könnte und für das ich niemals würdig werde danken können.

Alles andere ist nebensächlich. Nebensächlich ist, dass Du, liebe Mutter, vielleicht manches an mir auszusetzen hast und vielleicht noch mehr auszusetzen finden wirst, ohne es ändern zu können. Wir sind keiner für uns vollkommen, um wieviel weniger noch für den andern. Denke, liebste Mutter, aber nicht zuerst daran, sondern zuerst daran, dass Du Felice einem Menschen gibst, der sie gewiß nicht weniger lieb hat als Du (natürlich aus seinem andern Wesen heraus) und der ihr ein glückliches Leben zu bereiten suchen wird, soweit nur seine angespanntesten Kräfte ausreichen.

Und jetzt kommt nur bald, alle freuen sich auf Euch. Jede Verzögerung Eueres Kommens ist doch grundlos, jede bringt mir Leid. Auch wegen der Wohnungssuche ist es wichtig, dass Ihr bald kommt. Zögert Felice, so treibe sie doch ein wenig im geheimen an, liebste Mutter!

Herzlichste Grüße und Küsse Dir und allen von

Deinem Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at