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An Grete Bloch

14.IV.14
 


Liebes Fräulein Grete, hielte ich statt des Telegramms Ihre Hand, so wäre es schöner.

Es ist mir in Berlin nicht schlecht, nicht gut, aber jedenfalls so gegangen, wie es nach einem zweifellosen Gefühl für mich notwendig war. Mehr kann ein Mensch überhaupt nicht verlangen und ich wußte von nichts, das ich mit solcher Bestimmtheit jemals getan hätte. Ich rede natürlich immer nur von der Notwendigkeit, die für mich bestand, nicht von F.'s Notwendigkeit.

Ich hätte Ihnen, Fräulein Grete, heute nicht mehr geschrieben, denn ich bin sehr müde, habe in Berlin fast gar nicht geschlafen, heute im Bureau nur mit letzter Kraft gearbeitet, nicht zu vergessen, dass ich jetzt noch einige Stunden zu arbeiten habe-aber es gibt etwas, was ich Ihnen nicht bald genug schreiben kann und das ist dieses: Meine Verlobung oder meine Heirat ändert nicht das geringste an unserem Verhältnis, in welchem wenigstens für mich schöne und ganz unentbehrliche Möglichkeiten liegen. Ist es so und wird es so sein? Und nochmals, falls es nicht schon gesagt sein sollte: Alles das ist unabhängig davon, was ich und was (soweit ich dies als Bräutigam sagen kann) F. Ihnen in unserer gemeinsamen Sache zu verdanken haben.

F. erzählte von einem Expressbrief, in dem Sie schrieben, dass Sie auf 2, 3 Monate nach Budapest gehen wollen. Habe ich recht verstanden? Wie ist dies damit zu vereinbaren, dass Sie doch nach Berlin wollen?

Und wird es möglich sein, dass Sie wirklich (vielleicht geschäftlich) nach Prag kommen, wenn F. Ende April oder Anfang Mai hier ist. Sie würde sich natürlich nach Ihnen einrichten. Ich wollte F. eigentlich hindern, davon Ihnen zu schreiben, da es allzusehr bloß hingeschrieben scheint, denn eine halbwegs leichte Möglichkeit für Sie herzukommen, dürfte sich doch leider kaum ergeben. Aber vielleicht eine gemeinsame Besichtigung von Gmünd? Schreiben Sie doch F. davon.

Herzlichste Grüße Ihres Franz K.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at