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An Grete Bloch
Liebes Fräulein Grete, dass F. Ihnen nicht geschrieben hat, ist,
falls sie nicht sehr wichtige Gründe dazu hat - fast wollte ich geradewegs
sagen, dass mich dieses Nichtschreiben F.'s in einer so wichtigen
Sache, in meiner Vorstellung von F., beirrt, nun sage ich aber doch lieber,
dass es mir bloß unverständlich ist. Es würde mir
aber Freude machen, wenn ich vielleicht morgen noch paar Zeilen von Ihnen
bekäme, durch die ich erfahren würde, dass F. Ihnen doch
geschrieben hat.
Also Aufträge habe ich keine bekommen, und von Ihrer Familie wollen
Sie nichts durch mich hören. Die Übersiedlung an sich (gar eine
Übersiedlung im April und während der Ostern!) hätte mich
nicht gehindert hinzugehn und hätte niemand gehindert, mir Grüße
für Sie mitzugeben. Allerdings hätte ich, um irgendeinen Vorzug
vor einem Brief zu haben, lügen müssen, dass ich Sie bald
sehen werde und gar so bald wird es wohl nicht sein.
Aber wenn ich Ihnen auch darin Recht gebe, dass ich nicht zu Ihren
Eltern soll, so müssen Sie mir - und Sie scheinen glücklicherweise
nicht mehr weit davon entfernt zu sein - darin Recht geben, dass Sie
von Wien weg sollen. Und wäre es auch nur, um meinem Eigennutz nachzugeben,
der meinen Haß gegen Wien nicht dadurch beirren lassen will, dass
Sie dort sind.
Herzlichste Grüße! Gute Erholung auf dem Land!
Ihr Franz K.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at