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An Grete Bloch

10.IV.14
 


Liebes Fräulein Grete, dass F. Ihnen nicht geschrieben hat, ist, falls sie nicht sehr wichtige Gründe dazu hat - fast wollte ich geradewegs sagen, dass mich dieses Nichtschreiben F.'s in einer so wichtigen Sache, in meiner Vorstellung von F., beirrt, nun sage ich aber doch lieber, dass es mir bloß unverständlich ist. Es würde mir aber Freude machen, wenn ich vielleicht morgen noch paar Zeilen von Ihnen bekäme, durch die ich erfahren würde, dass F. Ihnen doch geschrieben hat.

Also Aufträge habe ich keine bekommen, und von Ihrer Familie wollen Sie nichts durch mich hören. Die Übersiedlung an sich (gar eine Übersiedlung im April und während der Ostern!) hätte mich nicht gehindert hinzugehn und hätte niemand gehindert, mir Grüße für Sie mitzugeben. Allerdings hätte ich, um irgendeinen Vorzug vor einem Brief zu haben, lügen müssen, dass ich Sie bald sehen werde und gar so bald wird es wohl nicht sein.

Aber wenn ich Ihnen auch darin Recht gebe, dass ich nicht zu Ihren Eltern soll, so müssen Sie mir - und Sie scheinen glücklicherweise nicht mehr weit davon entfernt zu sein - darin Recht geben, dass Sie von Wien weg sollen. Und wäre es auch nur, um meinem Eigennutz nachzugeben, der meinen Haß gegen Wien nicht dadurch beirren lassen will, dass Sie dort sind.

Herzlichste Grüße! Gute Erholung auf dem Land!

Ihr Franz K.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at