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An Felice Bauer
Besser wird es ja doch, F., heute habe ich nur 4 Stunden auf Deine Antwort
gewartet, immerhin noch 4 Stunden. Es ist ja ganz natürlich, dass
jeder seinen Vorteil sucht, ich in Briefen Antwort haben will, Du Antwort
nur mündlich geben willst, denn mündlich mußt Du sie dann
nicht geben. Hast Du aber genau überlegt, ob es auch wirklich Dein
Vorteil ist? Was Du mir sagen sollst, sollst Du doch auch Dir sagen; was
Du mir verschweigst, das verschweigst Du - so hoffe ich wenigstens - auch Dir.
Und das solltest Du wohl nicht, um unserer beiden willen solltest Du das
nicht.
Sag nicht, dass ich zu streng mit Dir umgehe; was zur Liebe in mir
fähig ist, es dient nur Dir. Aber sieh, mehr als 1½ Jahre laufen
wir einander entgegen rund schienen doch schon nach dem ersten Monat fast
Brust an Brust zu sein. Und jetzt nach so langer Zeit, so langem Laufen
sind wir noch immer so weit auseinander. Du hast, F., die unbedingte Pflicht,
soweit es Dir möglich ist, Dir über Dich klar zu werden. Wir
dürfen einander doch nicht zerschlagen, wenn wir endlich zusammenkommen;
es wäre doch schade um uns.
Ich rede hier anders als damals im Tiergarten. Ich gestehe ein, dass
erst Dein Entgegenkommen mir die Möglichkeit gibt, über uns nachzudenken,
aber auch die unvermeidliche Notwendigkeit, es zu tun. Ich muß es
nicht eingestehn, es ist ja deutlich genug: Wenn Du Dich von mir entfernst,
verliere ich jede Fähigkeit, über uns nachzudenken; während
Du Dich von mir entfernst, liegt ja darin auch keine Gefahr.
Du hast recht, ich weiß nicht, warum es Dir unangenehm sein sollte,
mit Max und seiner Frau zusammenzukommen. Ich bemerke jetzt, dass
ich es nur deshalb angenommen habe, weil es mir unangenehm gewesen wäre.
Übrigens entfällt diese Gefahr; ich hatte mich auch geirrt, nur
Max sollte kommen und jetzt kommt auch Max nicht, wie er mir heute gesagt
hat. Bleibt also noch Pick. Es ist besser, Du kommst gegen ½8 in
den Askanischen Hof, aber pünktlich, ich bitte Dich.
Ja, Fräulein Bloch kommt nicht. Ich habe sie sehr lieb.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at