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An Grete Bloch
Liebes Fräulein Grete, das ist eine gute Nachricht, aber so unsicher.
Solange überhaupt von Ihrer Reise nicht die Rede war, war es allerdings
noch unsicherer und ich kann also zufrieden sein. Kommen Sie doch, kommen
Sie doch, wenn es irgendwie geht. Aber-wenn es sich nur um einen Nachmittag
handeln sollte und nicht um mehr, kommen Sie nicht an einem Nachmittag,
wie es der heutige ist, wo ich steif vor Kopfschmerzen nach elender Nacht
fast ohne es zu wissen 2 Stunden lang auf dem Kanapee gelegen bin, gewiß
ein Anblick, um Schrecken einzujagen. Aber hingegen-wenn es sich wirklich
nur um einen Nachmittag handeln sollte, kommen Sie immer, meine Kopfschmerzen
werden weg sein, ich werde ganz erträglich sein; unerträglich
werde ich nur sein, wenn Sie nicht kommen. Sie werden kommen, sonst würden
Sie mir durch die Ankündigung nicht solche Lust gemacht haben, das
hätten Sie nicht getan.
Jetzt will ich aber gar nicht mehr schreiben, wenn ich weiß, dass
Sie kommen; es hat keinen Sinn mehr. Wie verläuft Ihre Reise? Nur
in Böhmen? Oder wirklich auch nach Budapest? Sie schreiben mir doch
von der Reise hie und da eine Karte? Immerhin ist für mich in dem
Gefühl, dass Sie reisen (abgesehen natürlich davon, dass
Sie herkommen) ein wenig Unheimlichkeit, denn bisher waren Sie für
ich in Wien so sicher, immer zu erreichen, und nun werden Sie den Unsicherheiten
einer Reise ausgesetzt. Sind die Kopfschmerzen schon verschwunden? Es genügt
mir gar nicht, wenn Sie für meinen Rat nur danken und ihn nicht wenigstens
auch ausprobieren. Schade, dass das vegetarische Gasthaus in Prag
so schlecht und schmutzig eingerichtet ist, dass ich Sie gar nicht
dahin werde einladen können.
Sie haben mir etwas zu erzählen und verschieben es auf nächstens.
Heißt das, dass Sie es mir werden erzählen können?
Nun, von Montag ab erwarte ich Sie.
Herzlichste Grüße Ihres Franz K.
Ja, die Adresse: Altstädter Ring 6
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at