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An Felix Weltsch

[Visitenkarte. Prag, September 1914]
 

Mein lieber Felix, ich höre, dass Du und Deine liebe Frau fast gekränkt darüber seid, dass ich euch noch nicht besucht habe. Wenn das wahr wäre, hättet ihr Unrecht. Nicht nur dass ich durch mein Ausbleiben euere Flitterwochen respektiere, so bin ich auch in einem elenden ewig unausgeschlafenen Zustand, habe viel zu tun und wohne überdies am entgegengesetzten Ende der Stadt, weit hinter dem Riegerpark. Aus allen diesen Gründen schicke ich diese Bücher statt sie zu bringen. So wichtig die Wahl dieser Bücher gewesen ist, die mich und alles, was ich euch Gutes wünsche, in euerer Wohnung vertreten sollen, so fürchte ich doch schlecht gewählt zu haben.

Es ist das Unglück, dass meine innern Stimmen immer erst nach der Wahl zu sprechen anfangen. - Herzliche Grüße

Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at