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An Jizchak Löwy
Lieber Löwy,
Es hat mich viel mehr gefreut, dass Sie sich meiner erinnert haben,
als man daraus schließen könnte, dass ich so spät
antworte. Ich bin in großer Verwirrung und Beschäftigung, ohne
dass es mir oder jemandem sonst vielen Nutzen bringt.
Übrigens eine Neuigkeit: Ich habe mich verlobt und glaube damit etwas
Gutes und Notwendiges getan zu haben, wenn es natürlich auch soviele
Zweifel in der Welt gibt, dass auch die beste Sache vor ihnen nicht
sicher ist.
Daß Sie sich noch immer quälen und keinen Ausweg finden können,
ist sehr traurig. Daß Sie gerade in Ungarn so lange bleiben, ist
merkwürdig, wird aber wohl seine schlimmen Gründe haben. Es kommt
mir vor, als wären wir beide viel hoffnungsvoller gewesen, als wir
an den Abenden in Prag herumzogen. Ich dachte damals, Sie müßten
irgendwie durchbrechen und zwar mit einem Schlag. Übrigens gebe ich
die Hoffnung für Sie gar nicht auf, das muß ich Ihnen sagen.
Sie sind leicht verzweifelt, aber auch leicht glücklich, denken Sie
in der Verzweiflung daran. Bewahren Sie nur Ihre Gesundheit für spätere
bessere Zeiten. Das, was Sie erleben müssen, scheint schlimm genug,
verschärfen Sie es nicht noch dadurch, dass Sie Ihre Gesundheit
schädigen.
Ich würde sehr gern etwas Näheres über Sie und Ihre Freunde
hören. Fahren Sie diesmal nicht nach Karlsbad?
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr Franz K
Jizchak Löwy : Mitglied der ostjüdischen
Schauspieltruppe, von der in Kafkas "Tagebüchern" viel
berichtet wird (vergleiche auch Biographie).
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at