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An Lise Weltsch
Gnädiges Fräulein,
vielen Dank fair Ihre lieben Wünsche. Nun müssen Sie aber auch
mich mit den besten Wünschen für Ihre Berliner Arbeit Ihnen die
Hand drücken lassen. Sehen Sie doch, Sie tun das, was ich selbst schon
längst tun wollte. Wunderbar ist es von zuhause weg zu kommen, noch
wunderbarer nach Berlin zu kommen. Wollen Sie mir wirklich die Freude machen,
Sie dort ganz bestimmt und verabredeter Weise zu treffen? Pfingsten bin
ich dort; Sie auch? Wäre es Ihnen recht, vielleicht einmal auch mit
Dr. Weiß zusammenzukommen, der dort ständig lebt? Vom 1. Juni
ab wird dort auch eine Bekannte von mir sein, ein junges Mädchen (übrigens
eine Berlinerin, die nach längerem Fernsein wieder dauernd in Berlin
bleiben wird) die Ihnen, meinem Gefühl nach, ebenso lieb werden könnte,
wie sie es mir tatsächlich ist.
Vergessen Sie nicht, mir ein paar Worte darüber zu schreiben, ich
bitte Sie darum sehr.
Mit den herzlichsten Grüßen Ihr ergebener
Franz Kafka
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at