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An Lise Weltsch

[Prag,] 27. IV. 14
 

Gnädiges Fräulein,

vielen Dank fair Ihre lieben Wünsche. Nun müssen Sie aber auch mich mit den besten Wünschen für Ihre Berliner Arbeit Ihnen die Hand drücken lassen. Sehen Sie doch, Sie tun das, was ich selbst schon längst tun wollte. Wunderbar ist es von zuhause weg zu kommen, noch wunderbarer nach Berlin zu kommen. Wollen Sie mir wirklich die Freude machen, Sie dort ganz bestimmt und verabredeter Weise zu treffen? Pfingsten bin ich dort; Sie auch? Wäre es Ihnen recht, vielleicht einmal auch mit Dr. Weiß zusammenzukommen, der dort ständig lebt? Vom 1. Juni ab wird dort auch eine Bekannte von mir sein, ein junges Mädchen (übrigens eine Berlinerin, die nach längerem Fernsein wieder dauernd in Berlin bleiben wird) die Ihnen, meinem Gefühl nach, ebenso lieb werden könnte, wie sie es mir tatsächlich ist.

Vergessen Sie nicht, mir ein paar Worte darüber zu schreiben, ich bitte Sie darum sehr.

Mit den herzlichsten Grüßen Ihr ergebener

Franz Kafka


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at