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An Felice Bauer
Es ist so spät geworden über Maxens neuestem Buch "Weiberwirtschaft",
ich schicke es Dir in den nächsten Tagen. Auch die Geschichte Haus
der Nähschule" ist darin, von der ich nur den Anfang kannte
und in der ich nun ohne Rücksicht auf die Zeit und meine Schlaflosigkeit
bis zum Ende weitergelesen habe.
Liebste, wieso kommt es nur, dass ich so lange ohne Nachricht von
Dir bin? Wenn Du wüßtest, wie ich aus dem Worte "innige"
in Deinem Telegramm alles, was ich wünsche, herausgesaugt habe, trotzdem
es nur ein Formelwort war. Sollte ich Dich mit etwas im letzten Brief gekränkt
haben? Das kann ich nicht recht glauben, denn wenn es auch dumm ist und
geziert scheint, in solcher allgemeinen Weise über längst vergangene
Dinge zu reden, so kennen wir einander doch so weit, dass Du wissen
mußt, dass bei Auflösung jener Masse in regelrechte Erzählung
kein Wort Dich kränken könnte.
Sollte aber die Reise nicht gut ausgefallen sein? Aber auch nicht eine
Karte habe ich bekommen, und nachhause, wo man Dich doch schon Freitag
wiederhatte und unmöglich so viel Sorge um Dich haben konnte wie ich,
hast Du gewiß geschrieben.
Keine Vorwürfe mehr, meine Felice, sei mir nur niemals böse,
es ist vielleicht Grund dazu aber niemals Schuld. Was für ein Mensch
ich -,verden könnte, wenn Du es willst, das glaubst Du gar nicht.
Hätte ich doch Deine Hand wirklich so in meiner, wie ich mich innerlich
von ihr geleitet fühle.
Franz
Darf ich Deine Mutter, Deine Geschwister grüßen? Deiner Mutter
sag: Sinn und Zweck hatte die Reise, aber keinen Menschen, der sie ausführte.
Meinen Expreßbrief hast Du doch?
[Links unten am Rande] Das "angemeldete Fräulein B." ist
wunderschön, schick' mir doch öfters etwas aus dem Bureau.
Weiberwirtschaft: Max Brod, Weiberwirtschaft,
Drei Erzählungen, Berlin 1913.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at