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An Felice Bauer

29. zum 30. IV. 13
 


Es ist schon spät. Ich war mit Max, seiner Frau und Weltsch bei einer Jargonvorstellung, bin aber vor Schluß weggelaufen, um Dir noch paar Zeilen zu schreiben. Was für ein Gefühl, das zu dürfen! Was für ein Gefühl, bei Dir aufgehoben zu sein vor dieser ungeheuern Welt, mit der ich es nur in Nächten des Schreibens aufzunehmen wage. Heute dachte ich, man müsse sich gar nicht beklagen, wenn man in diesem Doppelgefühl lebt, dass es jemand, den man liebt, mit einem gut meint, und dass man außerdem zum Überfluß die Möglichkeit hat, sich jeden Augenblick aus der Welt zu schaffen. Liebste, wie denkst Du Dir den Besuch zu Pfingsten? Ich habe letzthin vor dem Einschlafen eine herrliche Idee gehabt, sie ist aber nur herrlich vor dem Einschlafen, kann aber nur bei hellem Tag ausgeführt werden. Ich verrate sie aber erst, bis Du mir folgende Fragen beantwortest. Soll ich Pfingsten bei Deiner Familie einen Besuch machen? Und wie stellst Du Dir das vor?

Nachdem ich Dir diese Schwierigkeiten bereitet habe, lege ich mich ins Bett, ziemlich ruhig, wenn nicht das Leid wäre, das Dich noch immer zu bedrücken scheint.

Dein


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at