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An Felice Bauer
Liebste, weißt Du, wo Dein abgehärteter, unverkühlbarer,
eiserner Narr augenblicklich an Dich schreibt? Durchaus nicht etwa in freier
Winternacht, sondern, Schande über Schande, in der warmen Küche.
Es ist nur im Wohnzimmer geheizt, bei dem Sturm ist es in unserer Höhenlage
kaum möglich anderswo zu heizen, in meinem Zimmer wurde nicht geheizt,
weil ich ja nachmittag nach Leitmeritz fahren will (ich fahre vielleicht
doch erst morgen) im Wohnzimmer schläft die Familie einer über
dem andern, die Küche ist aber leer und still und wenn die kalten
Fliesen nicht wären und der starke Uhrenschlag, es wäre das vollkommene
Schreibzimmer.
Maxens Hochzeit ist vorüber und er fährt schon nach dem Süden,
aber eine besondere Hochzeitsfeierlichkeit gab es nicht, wie Du zu vermuten
scheinst, es war nur die Trauungsceremonie im Hotel, sonst nichts, kein
Polterabend, kein Hochzeitsessen, meine Menschenangst wurde also auf keine
Proben gestellt. Aber ich hatte doch eine besondere Hochzeitsfreude, denn
Sophie, mit der ich paar Worte sprach, sagte mir, sie habe mir etwas zu
erzählen und da ich vieles zuzuhören habe, trifft sich das schön.
Heute und morgen kann ich zwar nicht zu Brods, aber Dienstag werde ich
gelaufen kommen. Ich will ja nichts besonderes hören, nur in der Nähe
Sophies will ich sein, weil Du in ihrer Nähe warst.
Liebste, es ist keine Hilfe, ich muß aufhören, trotzdem mir
das ist, als reiße man mich körperlich von Dir weg. Auch Dienstag
wirst Du nur Karten von mir haben. Liebste, möchtest Du vor schlimmen
Träumen behütet sein, soviel Sinn und Warnung sie auch vielleicht
enthalten.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at