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An Felice Bauer

vom 27. zum 28.1.13
 


Jetzt solltest Du, Liebste, hier sein (eine sonderbare Einladung, Mitternacht ist schon längst vorüber), wir wollten einen schönen, stillen Abend verbringen, so still, dass Dir am Ende gar unheimlich würde. Arme Liebste, sag mir doch, wie tut es, so geliebt zu sein? Ich wollte nichts, als Deine Hände halten und Deine Nähe fühlen. Bescheidener Wunsch? Und doch durchbricht er die Nacht und die Ferne nicht.

Schönen Dank für die Referenzenliste. Und die hat dem Nebble nicht gefallen? Und da findet sich kein Fuß, der ihm den richtigen Fußtritt gibt? Ich habe das Buch noch nicht ganz gelesen; eine Hypochondrie, der Euere künftigen Kundschaften gewiß nicht unterliegen, schreckt mich vor so kleinem Druck, aber ich habe dennoch schon gesehn, dass ich mit meinem Rat, den Parl. mit dem Telephon zu verbinden - und darauf war ich tagelang stolz - zu spät gekommen bin. Das gibt es also schon und läßt sich nicht im größten Umfang ausnützen? Für wichtige, peinlich genau aufzunehmende Gespräche der Banken, Agenturen u.s.w., wo es auf genaueste Notierungen oder auf Beisein von Zeugen ankommt, müßte ja ein Parl. unentbehrlich sein. Die eine Hörmuschel würde der Angestellte halten, die andere wäre mit dem Parl. verbunden und eine unwiderlegliche Zeugenschaft in der eigenen Stimme des Redenden gewonnen. - Die Übersichtlichkeit und das Imponierende der Liste ließe sich vielleicht noch durch ein beigelegtes Blatt unterstützen, auf welchem die Abnehmer nach der Art ihrer Betriebe geordnet wären, und auf dem gleichzeitig eine ganz kurze Übersicht darüber gegeben würde, was der P. nach den eigenen Angaben der Abnehmer zu leisten imstande ist. - Im ganzen aber ist es prachtvoll, so wie es ist, und ich kann mich gar nicht zurückhalten, Dich vor Stolz so abzuküssen, dass es Dir in Wirklichkeit leid täte, die Liste gemacht zu haben. Aber das konnte man allerdings nicht voraussehn und die Direktion am allerwenigsten.

Schon gestern wollte ich Dir schreiben, wie froh ich bin, dass Du der Sophie geschrieben hast. Ich will sie mit Bitten um Erzählungen von Dir maßlos plagen, aber natürlich so zart und listig, wie es bei meiner großen Geschicklichkeit und Gesprächsübung nicht anders zu erwarten ist. Und wenn es anders ist, es ist doch nichts Böses, dass ich Dich lieb habe? Nicht so kühn gefragt!

Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at