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An Lise Weltsch]
Gnädiges Fräulein!
Das kann nur ein Irrtum sein, Sie sind dem Löwy gar nichts mehr schuldig,
die Rechnungen sind schon längst abgeschlossen und da sie vollständig
stimmen, kann ich nichts mehr annehmen und muß die Marken zurückschicken.
Seien Sie mir bitte deshalb nicht böse. Wenn Sie aber Ihrer irrtümlichen
Meinung nach noch immer glauben, gegenüber dem Löwy, mit dem
ich in dieser Sache identisch bin, noch eine Verpflichtung zu haben, dann
lösen Sie sie bitte auf die Weise ein, dass Sie ein kleines Buch,
das ich Ihnen gleichzeitig schicke freundlich annehmen. Ich hatte schon
lange Lust zu einem derartigen Unternehmen, fand aber keine rechte Gelegenheit
und benütze nun diese, trotzdem es wie ich fürchte auch nicht
die rechte Gelegenheit und nicht beim richtigen Buch ist. Aber Freude macht
es mir trotz dieser Einschränkungen doch. Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr ergebener
Franz Kafka
Lise Weltsch: Schwester des politischen Schriftstellers
Robert Weltsch später Frau des Beethoven-Forschers und Verlegers Siegmund
Kaznelson.
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at