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[Tagebuch, 18. September 1912; Mittwoch]

18. (September 1912) Die gestrigen Geschichten des Hubalek im Bureau. Der Steinklopfer, der ihm auf der Landstraße einen Frosch abbettelte, ihn bei den Füßen festhielt, und mit dreimaligem Beißen zuerst das Köpfchen, dann den Rumpf und endlich die Füße hinunterschlang. - Die beste Methode, Katzen, die ein sehr zähes Leben haben, zu töten: man quetscht den Hals zwischen eine geschlossene Tür und zieht am Schwanz. - Seine Abneigung gegen Ungeziefer. Beim Militär juckte ihn einmal in der Nacht etwas unter der Nase, er griff im Schlaf hin und zerdrückte etwas. Das etwas war aber eine Wanze und er trug den Gestank davon tagelang mit sich herum. - Vier aßen einen fein hergerichteten Katzenbraten, aber nur drei wußten, was sie aßen. Nach dem Essen fiengen die drei zu miauen an, aber der vierte wollte es nicht glauben, erst bis man ihm das blutige Fell zeigte, glaubte er es, konnte nicht rasch genug hinauslaufen, um alles wieder herauszubrechen und war zwei Wochen schwer krank. - Dieser Steinklopfer aß nichts als Brot und was er sonst zufallig an Obst oder an Lebendem bekam und trank nichts, als Branntwein. Schlief im Ziegelschupfen einer Ziegelei. Einmal traf ihn der Hubalek in der Dämmerung auf den Feldern. "Bleib stehn" sagte der Mann oder - Hubalek blieb zum Spaß stehn. "Gib mir deine Zigarette" sagte der Mann weiter. Hub. gab sie ihm. "Gib mir noch eine!" So Du willst noch eine? fragte ihn Hub., hielt seinen Knotenstock für jeden Fall in der Linken bereit und gab ihm mit der rechten einen Schlag ins Gesicht, dass ihm die Zigarette entfiel. Der Mann lief auch, feig und schwach, wie solche Schnapstrinker sind, sofort weg.

Gestern bei Bergmann mit Dr. Löw. Lied von Reb Dovidl, Reb Dovidl, der Wassilkower fährt heint nach Tale. In einer Stadt zwischen Wassilko und Tale gleichgiltig, in Wassilko weinend, in Tale froh gesungen.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at