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[Tagebuch, 24. März 1912; Sonntag]

24. III (1912) So. gestern. "Die Sternenbraut" von Christian von Ehrenfels. - Verloren im Anschauen, Unübersichtlichem rohen Zusammenhang gegenübergestellt, vor den 3 bekannten Ehepaaren gut mit mir verbunden. - Der kranke Offizier im Stück. Der kranke Leib in der gespannten, zur Gesundheit und Entschlossenheit verpflichtenden Uniform.

Vormittag in reiner Laune eine 1/2 Stunde bei Max.

Im Nebenzimmer unterhält sich meine Mutter mit dem Ehepaar Lebenhart. Sie sprechen über Ungeziefer und Hühneraugen. (Hr. Lebenhart hat 6 Hühneraugen an jedem Finger.) Man sieht leicht ein, dass durch solche Gespräche kein eigentlicher Fortschritt eintritt. Es sind Mitteilungen, die von beiden wieder vergessen werden und die schon jetzt ohne Verantwortungsgefühl in Selbstvergessenheit vor sich gehn. Eben deshalb aber weil solche Gespräche ohne Entrückung nicht denkbar sind, zeigen sie leere Räume, die wenn man dabei bleiben will, nur mit Nachdenken oder besser Träumen ausgefüllt werden können.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at