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[An Elsa Taussig]

[Briefkopf: Arbeiter-Unfall-Versicherttngs-Anstalt für das Königreich Böhmen in Prag]


Liebes Fräulein! Besten Dank. Das ist eben der Süden. Schon beim Lesen dieses Tagebuchs fängt mir das Blut zu kochen an, wenn auch nur schwach, nach seiner Art.

    Schreiben Sie mir doch nur ein Wort, wann und wo ich Sie sehen kann und ich komme mit Freuden hin. Nur überraschen will ich Sie nicht, es gibt keine angenehmen Überraschungen. - Wie wäre es übrigens, wenn wir einmal zusammen zum alten Onkel giengen; da Max uns allen weggefahren ist, gehören wir doch zusammen. Ihr herzlich ergebener

Franz K.        
 

Prag, am 18. IX. 1912



Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.


dieses Tagebuchs: Brod, der vom 14. bis 29. September 1912 mit Felix Weltsch eine Ferienreise nach Triest und Venedig unternommen hatte, schickte Blätter seines eben entstehenden Reisetagebuchs an seine Verlobte.


zum alten Onkel: Vermutlich "Onkel Weis" (der Englischlehrer Emil Weis, ein entfernter Verwandter Brods), mit dem Brod und Kafka in den vorangehenden Jahren öfter beisammen waren. (So notiert Brod z. B. im August 1910: "Mit Kafka, Otto, Onkel Weis im Baumgarten".) Brod hat ihm sein Buch Die Erziehung zur Hetäre gewidmet. Vgl. T 169.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at