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[Reisetagebuch Lugano-Paris-Erlenbach, 8. September 1911; Freitag]

Freitag 8 Sept. Reise Italienerpaar, angebliche Frau Salus - Geistlicher - Amerikaner - die 2 kleinen Französinnen mit viel Fleisch um den Popo, Montreux

Die Beine gehn einem auseinander auf den großen Pariser Straßen - Fußbad von der Kante des Bettpfostens aus - Nachtlämpchen der Sommerlokale - Kerne von gewöhnlichen u. von Polstersesseln in den Champs Elisees - die Anlage des Place de la Concorde der die Attraktionen in die Ferne schiebt wo sie der Blick leicht findet aber nur wenn er sie sucht

école Florentine (XV Jahrhundert) Apfelszene -

Tintor - Suzanne

Simone Martini 1285 (Ecole de Sienne) Jesus Christ marchant au Calvaire

Mantegna La sagesse victorieuse des Vices 1431 - 1506 école Venetienne

Titian Le concile de Trente 1477 - 1576

Rafael: Apollo und Marsyas

Velasquez 1599 - 1660 Port. de Philippe IV roi d'Espagne

Jakob Jordaens 1593 - 1678 Le concert apres le repas

Rubens Kermesse

Confiserie de l'enfant gate rue de petits champs

Wäscherinnen in Morgennegligee -

rue de pet. champs, so eng dass sie ganz im Schatten bleibt, selbst wenn die eine Häuserreihe ganz beschienen ist, dieser Unterschied in der Beleuchtung so nah an einander gerückter Häuser

Le sou du soldat

societé anonyme Avenue de l'Opera

Capital 1 Mill

Robert - Samuel -

Ambassadeur - Trommelwirbel mit einer im Doppels sich ankündigenden Blasmusik vor der im eur die Trommlerstäbe noch im Schwung sich heben und still sind.

Gare de Lion - Compteur francaises. - Hosenträgerersatz der Erdarbeiter sind Schärpen in vielen Farben um den Leib - ich wußte nicht recht, ob ich verschlafen war, und beschäftigte mich im Wagen und den ganzen Vormittag damit - achtgeben, dass man die Kindermädchen nicht für französische Gouvernanten deutscher Kinder hält - Mißverständnis über den Umfang einer kleinen Morgentoilette begründet durch Maxens innerste Natur - dadurch dass die französischen

Unsicherheit über den Charakter einer auf der Bühne vor dem Vorhang stehenden Person, welche den Kapellmeister dirigiert

Probe (oft unterbrochen) vor dem Publikum. Für welche Vorstellung wird geprobt

Boden mit kleinen Steinchen

Prise de Salins 17 V 1668 par M- Lafaye

2 Freunde ein rotgekleideter auf weißem, ein dunkler auf dunklem Pferd erholen sich von der Belagerung einer Stadt im Hintergrunde auf einem Ausritt bei heranziehendem Gewitter

voyage de Louis XVI a Cherbourg 23 Juin 1786

das Boot mit Ludwig wird während er mit der gegen Cherbourg ausgestreckten Hand eine lebhafte Bemerkung zu 2 hinter ihm stehenden Höflingen macht, vor allem zu einem der die Hände auf die Brust legt, von den Bootsleuten je 3 Reihen an jeder Seite auf den zusammengebundenen Rudern ans Land getragen. Frauen leicht gekleidet schwingen sich vom Land entgegen, ein Mann schaut durch ein Telescop. Der Wagen wartet. Aus andern Booten wird man auf Stegen aussteigen müssen, einer wird gerade hervorgezogen.

Bivouak de Napoleon sur le champ de bataille de Wagram nuit du 5 au 6 juillet 1809. N. sitzt allein das eine Bein auf einen niedrigen Tisch gelegt. Hinter ihm ein rauchendes Lagerfeuer. Die Schatten seines r. Beines und der Tisch- und Sesselbeine liegen vorn strahlenförmig um ihn. Stiller Mond. Die Generäle in entferntem Halbkreis schauen ins Feuer und auf ihn.

die charakteristische Flächenlage: Hemden, Wäsche überhaupt, Servietten im Restaurant, Zucker, große Räder der meist 2rädrigen Wagen, Pferde einzeln hintereinandergespannt, flächige Dampfer auf der Seine, die Balkone teilen die Häuser in die Quere und verbreitern diese flächigen Querschnitte der Häuser, die flachgedrückten breiten Kamine, die zusammengelegten Zeitungen

das gestrichelte Paris:

die aus den flachen Kaminen herauswachsenden hohen dünnen Kamine (mit den vielen kleinen blumentopfartigen), die äußerst stummen alten Gaskandelaber, die Querstriche der Jalousien, denen sich in den Vorstädten die gestrichelten Schmutzabdrücke auf der Hauswand anfügen, die dünnen Leisten auf den Dächern, die wir in der rue Rivoli sahen, das gestrichelte Glasdach des Grand Palais des Art, die strichweise geteilten Fenster der Geschäftsräume, die Gitter der Balkone, der aus Strichen sich bildende Eifelturm, die größere Strichwirkung der Seiten- und Mittelleisten der Balkontüren gegenüber unsern Fenstern, die Sesselchen im Freien und die Kaffeehaustischchen, deren Beine Striche sind, die goldspitzigen Gitter der öffentlichen Gärten

Betrachtung über Warenhäuser

wie leicht Grenadine mit Seltz beim Lachen durch die Nase geht (Bar vor der Opera comique)

Nachahmenswertes: Cafe Biard, herumfahrende Händler,

Duval, die Züge in der Bahnhofshalle sind im Freien

Peitschenhieb am Boulev.

Max hat Schnupfen

aufheben einer Spielmarke, damit man sie nicht bekommt

Aeroplan

Perronkarte, dieser rohe Eingriff ins Familienleben ist unbekannt

rue de Clery steigt in den Himmel und fällt in ihn.

Colonel Arthur Boucher

La france viktorieuse dans la guerre du demain. L'auteur ancien chef des operations militaires a 1'Etat major de l'armee demontre que si la France etait ataquee elle saurait se defendre avec la certitude absolue de la victoire

Allein im Lesezimmer mit einer schwerhörigen Dame der ich mich als sie anderswohin schaute, nutzlos vorgestellt habe und die den von mir angezeigten Regen draußen für noch weiter andauernde Schwüle hält. Sie legt Karten nach einem seitwärts liegenden Buch in das sie angestrengt schaut, den Kopf auf die zur Faust geschlossene Hand gestützt, in der wohl 100 noch unverbrauchte kleine beiderseitig bedruckte Miniaturkarten liegen. Neben mir den Rücken mir zugewendet liest ein alter schwarzgekleideter Herr die Münchner neuesten Nachrichten. - Ein starker dickflüssiger Regen. - Gefahren mit einem jüdischen Goldarbeiter. Er ist aus Krakau, etwas über 20 Jahre alt, war 2 1/2 Jahre in Amerika, hat jetzt in Paris 2 Monate gelebt und nur 14 Tage Arbeit gehabt. Schlecht gezahlt (nur 10 fr täglich) schlechter Geschäftsboden. Wenn einer neu in eine Stadt kommt, weiß er nicht, was seine Arbeit wert ist. Schönes Leben in Amsterdam. Lauter Krakauer. Man weiß jeden Tag was in Krakau neues ist, denn immer fährt einer hin oder kommt einer von dort. Gassenlang wird nur polnisch gesprochen. Großer Verdienst in New York, denn dort verdienen alle Mädchen viel und können sich putzen. Damit kann sich Paris nicht vergleichen, der erste Schritt auf die Boulevards zeigt das. Aus New-York weggefahren, weil seine Leute doch hier sind und weil sie ihm geschrieben haben, wir leben in Krakau und verdienen auch, wie lange wirst Du eigentlich noch in Amerika bleiben? Ganz richtig. Begeisterung für das Leben der Schweizer. Das müssen ja riesenstarke Leute werden, wenn sie so auf dem Land leben und Viehwirtschaft treiben. Und die Flüsse! Die Hauptsache ist doch, dass man nach dem Aufstehn in fließendes Wasser kommt. - Er hat langes, geringeltes, nur gelegentlich von den Fingern durcharbeitetes Haar, starken Glanz in den Augen, langsam gekrümmte Nase, Höhlungen unten in den Wangen, amerikanisch geschnittenen Anzug, zerfranstes Hemd, überhängende Socken. Sein Koffer ist klein, er trägt ihn aber beim Aussteigen wie eine Last. Sein Deutsch unruhig gemacht von englischen Betonungen und Wendungen, der Jargon kann sich ausruhn so stark ist das Englische. Lebhaftigkeit nach der durchfahrenen Nacht. "Sie sind ein Österreicher? Ja Sie haben auch so einen Regenkragen. Das haben alle Österreicher. " Ich beweise durch Vorzeigen der Ärmel dass es kein Kragen sondern ein Mantel ist. Er bleibt weiter dabei, dass alle Österreicher Krägen haben. Sie werfen ihn so über. - Er wendet sich dabei zu einem Dritten und zeigt ihm wie sie das machen. Er tut so, als befestige er etwas hinten am Hemdkragen, zuckt mit dem Körper um zu sehn ob es hält, zieht dann dieses etwas zuerst über den rechten, dann über den linken Arm und hüllt sich schließlich ganz ein, bis ihm, wie man erkennt, gerade angenehm warm wird. Bewegungen der Beine zeigen, trotzdem er sitzt, wie leicht und geradezu sorgenlos ein Österreicher in so einem Kragen gehen kann. Es ist fast gar kein Spott dabei, es wird vielmehr vorgebracht wie von einem der Reisen gemacht und daher einiges gesehen hat. Etwas Kindlichkeit mischt sich zu.

Mein Spaziergang im dunklen Gärtchen vor dem Sanatorium.

Morgenturnen mit Absingen eines Wunderhorn Liedes, das einer auf dem Piston vorbläst.

Der Sekretär der jeden Winter Fußreisen macht nach Budapest, Südfrankreich, Italien. Bloßfüßig, nährt sich dann nur von Rohkost (Schrotbrot, Feigen, Datteln) wohnte mit 2 andern 14 Tage lang in der Gegend um Nizza meist nackt in einem verlassenen Hause.

Dickes kleines Mädel, das sich häufig in der Nase bohrt, gescheit aber nicht besonders hübsch ist, eine Nase ohne Zukunft hat, Waltraute heißt und von der ein Fräulein sagt dass sie etwas Strahlendes habe.

Die Säulen im Speisesaal, über die ich im Prospekt nach der Abbildung (hoch, glänzend, Marmor durch und durch) erschrak, derentwegen ich mich während der Überfahrt auf dem kleinen Dampfer verwünschte und die schließlich sehr bürgerlich, aus Ziegeln gebaut waren, schlechte Marmorzeichnung tragen und auffallend niedrig sind.

Lustiges Gespräch eines Mannes im Birnbaum meinem Fenster gegenüber mit einem mir nicht sichtbaren Mädchen im Erdgeschoß.

Angenehmes Gefühl als der Arzt wieder und wieder mein Herz abhorchte, den Körper immer wieder anders gelegt haben wollte und nicht ins Reine kommen konnte. Besonders lange betastete er die Herzgegend, es dauerte so lang, dass es fast gedankenlos schien.

Streit der Frauen nachts im Coupee, dessen Lampe sie verhängt haben. Wie die liegende Französin aus dem Dunkel schrie und die von ihren Füßen an die Wand gedrückte schlecht französisch sprechende ältere Frau sich nicht zu helfen wußte. Nach der Meinung der Französin sollte sie von diesem Platz weggehn, ihr vieles Gepäck auf die andere Seite, den Rücksitz transportieren und sie dort ausstrecken lassen. Der griechische Arzt aus meinem Coupee gab ihr in schlechtem klaren scheinbar auf der deutschen Sprache basierten Französisch ausdrücklich Unrecht. Ich holte den Schaffner der sie auseinandersetzte.

Schon wieder mit jener Dame beisammen, die übrigens auch eine Schreibnärrin ist. Sie trägt eine Schreibmappe bei sich mit viel Briefpapier, Karten, Federn und Bleistiften, was im Ganzen sehr anfeuernd ist.

Jetzt ist es hier, wie in einer Familie. Draußen regnet es, die Mutter legt Karten und der Sohn schreibt. Sonst ist niemand im Zimmer. Da sie schwerhörig ist, könnte ich ihr auch Mutter sagen.

Trotz meines äußersten Widerwillens gegen das Wort "Typus" halte ich es doch für wahr, dass durch die Naturheilkunde und was damit zusammenhängt ein neuer Typus entsteht, den z. B. Hr. Fellenberg, den ich allerdings nur oberflächlich kenne, repräsentiert. Leute mit dünner Haut, ziemlich kleinem Kopf, übertrieben reinlich aussehend, mit ein, zwei kleinen nicht zu ihnen gehörigen Einzelheiten (bei Hr. F. fehlende Zähne, Bauchansatz), größere Magerkeit, als sie zur Anlage ihres Körpers passend scheint d. h. unterdrücktes Fett, Behandlung ihrer Gesundheit, als wenn es eine Krankheit wäre oder zumindest ein Verdienst (womit ich nicht tadle) mit allen sonstigen Folgen eines so forcierten Gesundheitsgefühls.

In der Opera comique auf der Gallerie. In der ersten Reihe ein Herr im Gehrock und Cylinder, in einer der letzten ein Mann im Hemd (das er vorn noch eingelegt hat, um die Brust frei zu bekommen), bereit ins Bett zu steigen.

Der Trompetenbläser, den ich für einen lustigen, glücklichen Menschen gehalten hätte [denn er ist beweglich, hat scharfe Einfälle, sein Gesicht ist von blondem Bart niedrig umwachsen und endet in einem Spitzbart, er hat gerötete Wangen, blaue Augen, ist praktisch angezogen], hat mich heute im Gespräch über seine Verdauungsbeschwerden mit einem Blick angesehn, der auffallend mit gleicher Stärke aus beiden Augen kam, die Augen förmlich spannte, mich traf und schief in die Erde gieng.

Nationale Streitigkeiten in der Schweiz. Biel eine vor paar Jahren ganz deutsche Stadt ist durch Einwanderung vieler französischer Uhrmacher in Gefahr französiert zu werden. Der Tessiner Canton der einzige italienische will von der Schweiz los. Es gibt eine Irridenta. Die Ital. haben nämlich im 7 gliedrigen Bundesrat keine Vertretung, sie käme ihnen bei ihrer kleinen Zahl (vielleicht 180000) nur in einem 9 gliedr. zu. Man will aber die Zahl nicht ändern. Die Gotthardbahn war deutsches Privatunternehmen, hatte deutsche Beamte, die gründeten eine deutsche Schule in Bellinzona, jetzt da sie staatlich ist, wollen die Italiener italienische Beamte und Aufhebung der deutschen Schule. Und über das Schulwesen hat tatsächlich nur die Cantonalregierung zu entscheiden. Gesamtbevölkerung2/3Deutsche, 1/3 Franzosen u. Italiener.

Der kranke griechische Arzt, der mich mit seinem Husten mitten in der Nacht aus dem Coupe vertrieb, kann wie er behauptet nur Hammelfleisch vertragen. Da er in Wien übernachten muß, bat er mich ihm den deutschen Ausdruck aufzuschreiben.

Trotzdem es regnete, ich später ganz allein war, mein Unglück mir immer gegenwärtig ist, im Speisesaal Gesellschaftsspiele gespielt wurden, an denen ich mich wegen Unfähigkeit nicht beteiligte, ja trotzdem ich endlich nur Schlechtes schrieb fühlte ich doch weder das Häßliche noch das Entehrende weder das Traurige noch das Schmerzliche dieses übrigens organischen Alleinseins, wie wenn ich nur aus Knochen bestünde. Wobei es mir Freude machte dass ich oben auf dem Block meiner verstopften Därme ein bißchen Appetit zu spüren glaubte. Die Dame die sich in einem Zinngeschirr Milch holte, kam zurück und fragte mich, ehe sie sich in ihre Karten wieder einarbeitete: Was schreiben Sie eigentlich? Beobachtungen? Tagebuch? und da sie wußte dass sie meine Antwort nicht verstehen würde, fragte sie gleich weiter "Sind Sie Student" Ich antwortete ohne an ihre Schwerhörigkeit zu denken: "Nein, aber ich habe studiert" während sie schon wieder Karten legte, ich mit diesem Satz allein blieb und durch sein Gewicht gezwungen, sie noch eine Weile ansah.

Wir sind zwei Männer an einem Tisch mit 6 oder 7 Schweizer Frauen. Wie sich da die entferntesten Schüsseln, wenn ich nur halbwegs den Teller leer habe oder aus Langweile im Saal herumschaue, erheben, in den Händen der Frauen (ich rede sie Frau und Fräulein durch einander an) sich rasch nähern und wenn ich danke und nichts mehr will auf dem gleichen Weg langsam zurückgehn.

Le siege de Paris

par Francisque Sarcey

19. Juli 1870 Kriegserklärung. Die wechselnden Berühmtheiten einiger Tage. - wechselnder Charakter des Buches selbst, während es den wechselnden Charakter von Paris beschreibt. - Lob und Tadel gleicher Dinge. Die Ruhe von Paris nach Niederlagen ist einmal der französische Leichtsinn einmal die franz. Widerstandsfähigkeit - 4 Sept. nach Sedan Republik - Arbeiter und Nationalgarden schlagen auf Leitern mit Hämmern das N von den öffentl. Gebäuden - Noch 8 Tage nach Proklamierung der Republik war die Begeisterung so groß, dass man für die Befestigungsarbeiten keine Leute bekommen konnte - Die Deutschen sind im Anmarsch. Pariser Witze: Mac-Mahon war bei Sedan gefangen, Bazaine hatte Metz übergeben, endlich haben die 2 Armeen ihre Vereinigung vollzogen - die befohlene Zerstörung der Vorstädte - 3 Monate keine Nachrichten - Niemals hatte Paris einen solchen Appetit wie am Anfang der Belagerung - Gambetta organisierte die Erhebung der Provinz. Einmal glückte es einen Brief von ihm zu bekommen. Statt aber genaue Daten mitzuteilen nach denen alles brannte schrieb er nur que la resistance de Paris faisait l'admiration de l'univers. - Thiers bereist die Höfe - Verrückte Clubversammlungen. Eine Frauenversammlung au gymnase Triat. "Wie sollen die Frauen ihre Ehre gegenüber den Feinden schützen?" Mit dem doigt de Dieu oder besser le doigt prussique. Il consiste en une sorte de dé en caoutchouc que les femmes se mettent au doigt. Au bout de ce dé est un petit tube contenant de l'acide prussique. Kommt ein deutscher Soldat, wird ihm die Hand gereicht, er wird gestochen und angespritzt - Das Institut schickt mit Luftballon einen Gelehrten aus zur Untersuchung der Sonnenfinsternis in Algier - Man aß Kastanien vom vorigen Jahr, die Tiere des jardin des plantes - Es gab paar Restaurants, wo man bis zum letzten Tag alles bekommen konnte - Dieser sergent Hoff der wegen seiner Preußenmorde als Rächer seines Vaters so berühmt geworden war, dann verschwand und für einen Spion gehalten wurde - Zustand der Armee: einzelne Vorposten tranken Brüderschaft mit den Deutschen - Louis Blanc vergleicht die Deutschen mit Mohikanern die Technik studiert haben - am 5 I beginnt das Bombardement. Macht nicht viel. Es war befohlen wenn man Granaten zischen hört sich niederzuwerfen. Straßenjungen auch Erwachsene stellten sich zu Pfützen und rufen von Zeit zu Zeit "Gare l'obus" - Eine Zeitlang war General Chanzy in Paris die Hoffnung, er verlor wie alle andern, inan wußte auch schon damals keinen Grund für seine Berühmtheit, trotzdem war die Begeisterung in Paris so stark, dass Sarcey noch als er sein Buch schreibt eine vague grundlose Bewunderung für Chanzy in sich fühlt - Ein Tag aus dem damaligen Paris: Auf den Boulevards war sonnig und schön, ruhige Spaziergänger, gegen Hotel de Ville verändert sich es, dort ist eine Revolte der Kommunarden mit vielen Toten, Truppen kommen. Am linken Ufer zischen die preuß. Granaten. Quai und Brücken sind still. Zurück zum Theatre-Français. Das Publikum kommt aus einer Vorstellung der Mariage de Figaro. Die Abendblätter erscheinen gerade, dieses Publikum sammelt sich in Gruppen um die Kioske, in den Champs Elysees spielen Kinder, Sonntagsspaziergänger sehen neugierig einer Kavallerie Eskadron zu, welche mit Trompeten vorüberreitet. Aus dem deutschen Brief an die Mutter: Tu n'imagines pas, comme ce Paris est immense mais les Parisiens sont de droles de gens; ils trompettent toute la journee. - 14 Tage war kein warmes Wasser in Paris - Ende Jänner Ende der 4½ monatl. Belagerung

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at