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[An Ottla Kafka: Ansichtspostkarte: Jardin de Versailles]
Liebe Ottla, nicht ich habe Dir zu verzeihen, sondern Du mir, nicht wegen
der Vorwürfe, die ich Dir schriftlich gemacht habe, denn die waren
zart, sondern deshalb wie ich Dich innerlich verwünscht habe, weil
Du Dein Wort in einer so ernsten Sache nicht gehalten hast. Da Du aber
Dein Versäumnis erklärst, wenn auch leider nicht genau und schließlich
einer der sich unterhält einem Mädchen, das sich abarbeitet nicht
zu böse sein darf ist es nicht ausgeschlossen, dass ich Dir trotz
der teuern Zeiten etwas Schönes mitbringe.
Viele Grüße
Franz
Rücksichtlich Maxens warst Du unvorsichtig; denn da Du ihm nicht böse
bist, wird er fürchte ich, Dir keine Karte schicken dagegen läßt
auch er Dich herzlich grüßen. S e h r
h e r z l i c h Max
Brod
Geschrieben am letzten Tag des seit Herbst 1910 ersehnten Paris-Aufenthaltes
vgl. Anmerkungen zu OK10-1, der am 8. September begonnen (T 617) und Kafka
auch nach Versailles geführt hatte(T 618 und 719).
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at