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[Stempel: Prag, 31.12.08]

[An:] Herrn Dr. Max Brod Prag Schalengasse 1


Mein lieber Max,

nein, ich danke Dir, das nicht, das lieber nicht.

    (Übrigens bekam ich Deine Karte erst um 4 Uhr, als ich schon zu Dir gehen wollte, ich legte mich schlafen, bin jetzt um ¼7 aufgestanden und wenn man will, noch ein wenig verschlafen.)

    Es sind ja Gäste bei euch, wer hat Dir gesagt, dass sie mich haben oder auch nur ertragen wollen; dann tröste ich mich schon seit 4 Tagen beim Aufwachen mit der Aussicht auf den heutigen Schlaf; und vor allem zum Thee kämen wir zwar, aber zum heiligen Antonius sicher nicht und an "die Glücklichen" wäre gar nicht zu denken.

    Nun gibt es aber gegenwärtig nichts, was mir wichtiger wäre als "die Glücklichen", und deshalb wünsche ich Dir besonders ernsthaft ein glückliches Neujahr und bitte Dich, nicht lange aufzubleiben und zu arbeiten.

    Adieu mein lieber Max, sage Deiner Familie einen Neujahrsglückwunsch von mir und schreibe mir, wann ich wieder zuhören kann.

Dein Franz        
 

28 XII 1908



Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.


zum heiligen Antonius: Gemeinsame Lektüre von Flauberts La Tentation de Saint Antoine im Original (siehe FK 54).


"die Glücklichen": siehe 1906, Anm. 9.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at