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[Bildpostkarte (Jarní Krajina v Okolí Fužijamy Maloval Slavný Hirošige Montanaga). Stempel: Prag, 21.11.08]

[An:] Herrn Dr. Max Brod Prag Schalengasse 1


Mein liebster Max, ich küsse Dich hier auf einer schhmutzigen, aber meiner schönsten Ansichtkarte also vor der ganzen Bevölkerung. Da ich Dir mehr glaube als mir, dachte ich gestern, ich wäre wirklich schuld, nur meinte ich, es mache nicht soviel aus, da wir noch lange leben werden. Wenn es aber so ist, wie Du schreibst und ich bin schon wieder davon überzeugt, so ist es noch besser und Du wirst halt nächtens mit dem Aufzug fahren. Übrigens ist mir heute so gut, wie wenn ich zu leben anfienge, da paßt auch Deine Karte, denn was für eine hübsche Bekanntschaft, die so beginnt.

Dein Franz K        
 


Mit dem Datum machst Du mir keine Angst, denn Du bekommst ja noch vorher den Posten und wenn nicht, erscheint das Dienstmädchen, das außerdem auf jeden Fall erscheint, also was willst Du denn noch. In der Nacht kann mann noch mehr wollen, aber am Vormittag?



Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.


das Dienstmädchen: Brods "Das tschechische Dienstmädchen. Eine Geschichte" war 1907 in der Zeitschrift Die Opale (2. Halbband, Heft 3, S. 39-82) erschienen (vgl. 1907, Anm. 11). Die Buchfassung-Ein tschechisches Dienstmädchen. Kleiner Roman - ist im Januar 1909 bei Juncker herausgekommen. Vgl. SL 220-222.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at