Das Technische Museum Wien verfügt nicht nur über allerlei Exponate zur Geschichte von Technik und Wissenschaft, sondern auch über die Bestände des weiland k.u.k. Postmuseums. Dieses wurde, so sagt uns WienGeschichteWiki, 1889 auf Geheiß des Handelsministers eingerichtet und war zuerst in der Rotunde im Prater zu bewundern, ehe es 1913 ins Technische Museum übersiedelt wurde. In diesem Bestand finden sich auch persönliche Nachlässe und Akten einzelner Postbediensteter. Unter diesen Nachlässen fand ich unlängst eine Sammlung bezaubernder colorierter Zeichnungen, die sich um die Amtstätigkeit von Beamten der Habsburgermonarchie drehen. Der Künstler heißt Heinrich Maria Pangratz, lebte von 1861 bis 1943. Er verdiente zunächst sein Brot im Postdienst, scheint auch als Aktivist im Postbeamtenverein um die Jahrhundertwende auf: in einer hitzigen Debatte am 3. März 1901 darüber, ob Frauen Mitglieder dieses Vereins werden könnten, war er für die Aufnahme. Die zehn bis zwölf Frauen seien „arme Hascherl“ und somit „keine Gefahr für den Verein“, wird er zitiert (1). Später verlegte er sich aber immer mehr auf seine Tätigkeit als Illustrator. 1924 quittierte er den Dienst (vorzeitige Pensionierung als Regierungsrat) und wurde Mitarbeiter des Vorwärts-Verlags. Er gestaltete Exlibris für sozialdemokratische Politiker wie Wilhelm Ellenbogen, Engelbert Pernerstorfer und Otto Glöckel. „Ab 1934 zeichnete Heinrich Pangratz nur mehr zu seinem eigenen Vergnügen. Durch die politische Entwicklung tief betrübt wurde er immer ernster kräner und starb er am 21.1.1943 im Alter von 71 Jahren“ schreibt der Sohn des Künstlers (2). Meines Wissens gibt es noch keine Forschungen zu Heinrich Pangratz‘ Leben und Werk, abgesehen von einer biografischen Notiz in den „Mitteilungen der Österreichischen Ex-Libris-Gesellschaft“ konnte ich keine Literatur zu ihm finden.
Das Bild im Beitrag ist ein Ausschnitt aus der Zeichnung „Das Amtsgeheimnis“ aus dem Jahr 1906, Nachlass Pangratz, Postarchiv im Technischen Museum
(1) Ausschluss der Frauen aus dem Postbeamtenverein, Neues Wiener Tagblatt, 4.3.1901, S. 5.
(2) Heinrich Maria Pangratz (1861 – 1943) und seine Exlibris für österreichische Sozialdemokraten, Mitteilungen der Österreichischen Ex-Libris-Gesellschaft 64/3, Dezember 2009, S. 1-4.