Vor gut zwei Wochen fand in Wien ein sehr feiner Workshop meines Zweitprojekts (Die Große Transformation. Staatsdienst und Gemeindedienst in Wien 1918 bis 1920) statt. Wir nannten ihn – ganz unverschämt bei Karl Polanyi klauend – „The Great Transformation. Administrative Personnel in the Successor States of the Habsburg Monarchy“. Unser Ziel war nicht nur, erste Resultate aus unserer projektinternen Forschung vorzustellen, sondern auch über den deutschösterreichischen Tellerrand hinauszuschauen. Perspektiven auf den Wandel in der Verwaltung boten Beiträge von Rok Stergar für den SHS Staat, von Martin Klečacký für die Tschechoslowakische Republik und jener von Judith Pal und Vlad Popovici zur Situation in Transsylvanien. In allen Beiträgen wurde deutlich, dass die Frage der nationalen Zugehörigkeiten für die Diener der neuen Staaten zentral war, lediglich in der tschechoslowakischen Republik war dieses Thema zumindest in den ersten Jahren nach dem Ende der Habsburgermonarchie weniger wesentlich. Elisabeth Haid hat einen schönen und informativen Bericht zum Workshop verfasst, der in Kürze auf HSozKult veröffentlicht wird (Link folgt). Wer noch mehr darüber wissen möchte, darf auf Ende 2019/Anfang 2020 vertröstet werden: es wird eine Buchpublikation mit den Workshopbeiträgen vorbereitet.

Die aktuelle Ausgabe von Administory Journal for the History of Public Administration / Zeitschrift für Verwaltungsgeschichte wurde am Ende des Workshops präsentiert. Darin dreht sich alles um Emotionen in der Verwaltung, und einer der darin enthaltenen Artikel mit dem Titel „Beamtengefühl: Soziale Funktionen von Emotionen im österreichischen Staatsdienst der Zwischenkriegszeit“ stammt von mir (und ist in Kürze auf der Website von Administory zugänglich, Link folgt!). Es war wieder einmal eine Gelegenheit, herzhaft aus der Quelle Disziplinarakt zu schöpfen und daraus Schlüsse zu ziehen.

Ansonsten gibt es noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen wie etwa einen Artikel für die kommende Ausstellung des WienMuseum über das Rote Wien, den ich mit Veronika Helfert verfassen darf. Diese Woche spreche ich im Radio über meine Forschungen zu Beamt_innen in der Zwischenkriegszeit, genauer gesagt in der Sendung „Betrifft Geschichte“ auf Ö1 (17. – 21. 12. 2018, jeweils 17.55 – 18.00). Schalten Sie ein wenn es heißt: Standesansehen in und außer Dienst

Und dann darf zwischen den Jahren Atem geholt werden für ein neues Jahr voll mit Archivbesuchen, Datenanalysen und vielen, vielen Beamtengeschichten, die auch wieder ihren Weg in dieses Weblog finden werden. Bleiben Sie mir und ihm gewogen!