Man kennt das ja: man* ist im Archiv, ackert durch Findbehelfe (analog und digital), konsultiert Literatur und Archivar_innen und sitzt dann z.B. tagelang über, sagen wir mal: den Indexbänden der Magistratsdirektion aus den Jahren 1918 – 1920. Man schreibt sich aus diesem so aufregende Aktenüberschriften heraus wie etwa: „Achtstundentag, Einführung“, „städtische Beamte, eidesstättiges Gelöbnis, Angelobung, Gelöbniserinnerung“, „Personalvertretung des Fachvereins der Kanzlisten, Diurnisten und Kanzleigehilfen“ u.a.m. Man bestellt hoffnungsfroh die entsprechenden Kartons und ist ein bisschen aufgeregt, weil diese Akten angeblich schon sehr lange oder überhaupt noch nie jemand ausheben lassen hat. Die Kartons werden geliefert, man macht sie auf und sieht …
Brandflecken … bröselige Ränder … ein Bild der Zerstörung!
Man geht pflichtschuldigst zurück zur Archivarin, die sich sehr wundert. Normalerweise haben Kartons mit Brandakten einen roten Punkt drauf, der bedeutet: Finger weg! In diesem Fall war der Zustand der Akten offenbar nicht bekannt. Der Konservator wird gerufen, er zieht die Kartons sofort ein. Zwischendurch wird erwogen, wie es zu dem Brandschaden gekommen sein konnte. Vermutlich ein Bombentreffer am Rathaus, evtl. auch Brandlegung. Genau weiß es niemand.
Die Akten sind also weg … werden die wackeren Historikerinnen die Akten noch zu Gesicht bekommen? Bleiben Sie dran!
* Man ist in diesem Fall die geschätzte Kollegin Veronika Helfert und ich
Foto: Veronika Helfert