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Call for Papers: ÖGS Kongress 2019

Liebe Leserinnen und Leser,

ich organsiere ein Panel beim diesjährigen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie vom 26. bis 28. September in Salzburg mit, und darf herzlich um Einreichungen zum Thema “Sexualität(en) im Wandel” bitten. Anbei der Call.

Während biologische und psychologische Herangehensweisen an Sexualität ihre Naturgegebenheit und damit Universalität und Unveränderlichkeit betonen, untersucht die Soziologie, wie Gesellschaft Sexualität nicht nur beeinflusst, sondern auch konstruiert. Damit lenkt sie den Blick weg vom Universalen und (vermeintlich) Stabilen hin zur Vielfältigkeit und Wandelbarkeit von Sexualität und eventuell auch Sexualitäten. Gesellschaftlicher Wandel mit seinen sich verändernden Bedingungen, Konzeptionen und Konstruktionen von Familie, Partnerschaft, Intimität geht somit auch mit einem Wandel von gelebter Sexualität und sexueller Identität einher, wobei diese Veränderungsprozesse nicht synchron ablaufen müssen. Aufgrund der Tatsache, dass Sexualität auch in modernen Gesellschaften noch immer der Sphäre des inhärent Privaten zugerechnet wird, ist anzunehmen, dass Veränderungsprozesse hier nicht dieselbe zeitliche Dynamik aufweisen, wie Veränderungen in anderen Lebensbereichen. Darüber hinaus geht noch etwas anderes mit der Verortung der Sexualität im Privaten einher: die Verhandlung über sexuelle Skripts, Normen und Identitäten erfolgt häufig implizit und nicht in den Formen öffentlichen Diskurses, denen andere Lebensbereiche unterworfen sind, was die Mechanismen des Wandels unklarer erscheinen lassen.

Für die vorgeschlagene Session wird vor allem zu Einreichungen ermutigt, die den Wandel (oder auch Kontinuität im Wandel) sexueller Skripts, Identitäten, Einstellungen, Kulturen und Handlungsweisen beleuchten und idealerweise einen Zusammenhang herstellen zu allgemeinen gesellschaftlichen Wandel (oder auch Kontinuität). Hierbei sind vor allem die Mechanismen von Interesse, die zwischen gesellschaftlichen Prozessen und der individuellen beziehungsweise partnerschaftlichen Sexualität vermitteln. Neue Entwicklungen wie etwa die Zunahme offen gelebter konsensueller Mehrfachbeziehungen, die vertiefte gesellschaftliche Diskussion um Formen des Konsens in sexuellen Begegnungen oder die verstärkte gesellschaftliche Sichtbarkeit unterschiedlichster sexueller Identitäten kann dabei genauso Thema sein, wie feinere und weniger offensichtliche Veränderungen, Verschiebungen und Brüche oder (scheinbare) Kontinuitäten.

Die Beobachtung von Veränderungsprozessen impliziert aufgrund der damit verbundenen zeitlichen Komponente besondere methodische Herausforderungen und stellt nicht selten große Anforderungen an die zeitliche (z.B. längsschnittliche) Verfügbarkeit von Daten. Aus diesem Grund sollen in dieser Session auch Arbeiten Platz finden, die aktuelle Daten mit älteren in der Literatur beschriebenen Befunden vergleichen, oder Sexualität ganz generell mit gesellschaftlichen Einflüssen und Vermittlungsprozessen in Verbindung setzen und somit eine Beitrag zum Verständnis des Wandels von Sexualität(en) und des ihm zugrunde liegenden gesellschaftlichen Wandels liefern.