Das Gelände um die
Klosterruine gliedert sich in drei Ebenen: das zwischen dem tief
eingeschnittenen Klosterbach und dem Westhang des Weidecks
liegende Plateau (I) mit der Kirchenruine (A), ein kleines,
höherliegendes Plateau (II) östlich der Kirche mit den
Grundmauern eines rechteckigen Gebäudes (B) und eine nördlich
der Kirche liegende, etwa 30 m breite und 300 m lange mit
Jungwald bestandene Terrasse (III) zwischen dem nach Ried
führenden Forstweg (Wanderweg) und dem Klostergraben. Diese
Terrasse endet beim Zusammenfluß des Klosterbaches mit einem in
westöstlicher Richtung vom Riederberg kommenden Gerinne.
Während der heutige Wanderweg hangaufwärts das tief
eingeschnittene Gerinne auf einer kleinen Holzbrücke überquert,
bestand ursprünglich im Zwickel der beiden Wasserläufe eine
heute noch erkennbare Furt mit einem altartigen Hohlweg, der auf
die Terrasse (III) führte. Am Fuße des oberhalb der Kirche in
den Westhang des Weidecks künstlich eingegrabenen Plateaus (II)
entspringt in unmittelbarer Nähe des Gebäudes (B) das sog.
Klosterbründl (E) und fließt, einen tiefen Wasserriß an der
Südseite der Kirche bildend, in den Klostergraben. Im Westen der
Kirchenruine sind noch ein Strebepfeiler (C), eine am Steilhang
des Klostergrabens liegende Substruktion (D) und ein Mauerrest
(E) gegen die nördliche Terrasse (III) erhalten.
Das rechteckige Langhaus besteht ebenso wie der eingezogene Chor aus Bruchsteinmauerwerk mit deutlich erkennbaren Ausgleichsschichten. Der Chor ist asymmetrisch an das Langhaus angesetzt und hat mit diesem die Nordwand gemeinsam. Ost- und Südabschluß des Chores sind nicht mehr erhalten, aber noch in ihren Ansätzen zu sehen. Die südliche Langhauswand zeigt die Reste zweier gotischer Fensterlaibungen im Osten und einer kleinen Fensterausnehmung im Westen. Sämtliche Fenster sind bis zum heutigen Boden ausgebrochen, im Westen fehlt ein Drittel der Wand. An der Westseite befand sich ursprünglich ein Portal mit Riegelbalken, darüberliegend ein heute ausgebrochenes Fenster (?). An der Südostecke steht der einzige Strebepfeiler der Kirche. Die Innenseite der Westwand zeigt deutlich mehrere Reihen von Balkenlöchern, welche mindestens zu zwei Bauphasen einer Westempore gehören. Von der Empore läßt sich noch der Mauerabsatz an der Westseite und ein vorspringender Konsolstein ca. 3 m vor der Nordwest-Innenecke der Langhaus-Nordwand feststellen. Die Empore hatte an dieser Stelle einen ziegelverkleideten Durchgang zur Nordseite.
Zwischen der Westwand und
der Nordwand kann man an der Innenseite eine Baufuge sehen,
während die Außenseite den Ansatz der auf der Ansicht von 1888
(Taf. 5/3) sichtbaren zweigeschossigen Klostermauer zeigt. In
Höhe des ehemaligen Westfensters (?) ist der originale Verputz
in einem horizontalen Streifen brandgerötet. Zusammen mit
einigen Rüstlöchern an der Westseite ergibt sich der Befund
eines Vordaches oder eines zweiten Zugangs auf die Empore.
Neben dem Ansatz des Triumphbogens an der Langhaus-Nordseite
wurde eine dreifach abgetreppte Segmentbogennische mit
Ziegelverkleidung angebracht, darunter wurde bei Grabungen ein
etwa l m breiter Altarsockel angefahren. Die dabei erkennbare
Quermauer belegt einen relativ stark eingezogenen Triumphbogen.
In der Südostecke des Langhauses liegt knapp über dem heutigen
Bodenniveau, welches durch Versturz mindestens l bis 1,5 m über
das ursprüngliche Kirchenniveau angehoben wurde, eine
rechteckige Kredenznische. Hier stand ebenfalls ein Seitenaltar.
Das Langhaus war mit einem dreijochigen Ziegelgewölbe versehen, der Chor hatte vermutlich zwei Joche, wie aus den Gewölbenansätzen abzuleiten ist (SCHWEICKHARDT 1835 hielt sie für Ausbesserungen nach dem Brand von 1509).
Eigenartig stellt sich der Befund des Chorschlusses dar. Der Plan des Sieghartskirchner Pfarrers Mihm von 1839 gibt einen strebepfeilerlosen, polygonal geschlossenen Chor mit Fenstern in den Schrägwänden an (vgl. KOLLER 1983). Eine Kopie des Planes bei HEINIKE (1927, 268) stimmt bis auf das stark verzogene Polygon mit dem Original überein.
![]() Plan nach Kaschnitz von Weinberg (1908) |
KASCHNITZ (1908) hingegen zeichnet an der erhaltenen Chornordecke einen Strebepfeiler ein und ergänzt die übrigen Seiten sinngemäß |
Vor Ort ergibt sich jedoch ein anderer Befund. Knapp über der Nordostecke des Chores verläuft eindeutig eine Mauer rechtwinkelig nach Süden, dahinter lagert halbkreisförmig ein Schuttwall in Breite des Chores. Damit steht fest, daß der Chor ursprünglich platt geschlossen war. Ob der Schuttwall tatsächlich den Rest eines strebenpfeilerlosen Polygons darstellt oder nur aus Versturz besteht, könnte erst nach einer genehmigten Freilegung der Mauer geklärt werden.
Auffallend ist zweifellos das fehlende Scheitelfenster am Plane Mihms, der sonst recht genau den Grundriß mit drei Altären und dem stark eingezogenen Triumphbogen wiedergibt. Eine Lichtführung dieser Art würde man vor allem im Barock erwarten. Es wäre denkbar, daß nach Zerstörung des Klosters der Chorteil der Kirche polygonal umgestaltet wurde und als das erwähnte "sacellum" diente (vgl. GREIDERER 1777). Bei dem Mauerdurchbruch an der Nordwand des Chores bleibt unklar, ob er ursprünglich schon vorhanden war oder beim Abbruch der Kirche entstand. Von der bei Mihm erwähnten Gruft und dem auf seinem Plan eingezeichneten Keller fehlt heute jede Spur (vgl. KOLLER 1983, HEINIKE 1927, 268).
![]() |
![]() |
Mihm 1839 (nach Heinike 1927) |
Kaschnitz 1908 |
Mihm gibt auf seinem Plan von 1839 nördlich der Kirche einen geschlossenen Mauerzug an, der eine Art längsrechteckigen Hof mit schräger nördlicher Abschlußmauer und eine Einziehung im Osten umfaßt. In Fortsetzung der Kirchennordmauer verläuft seinen Beobachtungen nach die Umfassungsmauer bis an den Steilabfall des Klosterbaches und wird durch drei Strebepfeiler gegen den Klostergraben abgestützt. Während diese Mauer 1839 noch als bestehend bezeichnet wird, waren die übrigen nur als "bloße Grundmauern des Klosters" erhalten. Die von KASCHNITZ (1908) festgehaltenen Mauerzüge westlich der Kirche, die Substruktion am Klostergraben und ein heute noch aufrecht stehender Mauerrest fehlen bei Mihm (Taf. 5, l u. 2).
Eigene
Untersuchungen von Mauerspuren, welche sich knapp unter dem Humus
abzeichnen, und die Befunde der bis heute offenen Suchabschnitte
des Archäologischen Institutes bei der Substruktion ergaben ein
geändertes Bild. An der Außenseite der Chornordwand setzt, ca.
5,5 m vom Ende des Chorquadrates entfernt, eine nach Norden
führende Bruchsteinmauer von ca. l m Breite an. Diese ist mit
dem Chor gleichzeitig. In derselben Flucht konnten noch in 20 bis
22 m Entfernung die Reste eines Fundaments unter dem Bauschutt
festgestellt werden, östlich des Maueransatzes wurde in die
Chorwand eine Segmentbogennische der gleichen Art wie beim
Triumphbogen eingebaut. KASCHNITZ
(1908, 38) deutete die Nische als vermauertes Fenster, jedoch
läuft an der Chorinnenseite die Mauer ungestört weiter und muß
daher als Nische zu einem östlich des Maueransatzes
rekonstruierbaren Innenraum gehört haben.
Die gesamte Außenseite der Langhaus-Nordmauer hat eine teilweise stark zerstörte Oberfläche, man kann aber dennoch mindestens fünf Ansätze eines Ziegelgewölbes und darüberliegend den horizontalen Ausriß einer Zwischendecke erkennen (Abwicklung 1985 s. auch oben). Zusammen mit dem Befund der Ansicht von 1888 mit dem Mauerrest an der Nordwestecke der Kirche wird belegt, daß im Verband mit der Kirchennordmauer ein zweigeschossiger, gewölbter Bauteil vorhanden war, welcher sich über die Länge der Kirche hinaus nach Westen erstreckte.
Der noch aufrecht stehende Strebepfeiler westlich der Kirche hat einen zum Klostergraben hin reichenden Ansatz, nach Norden war die Grenze nicht klar erfaßbar. In der gleichen Mauerflucht des Strebepfeilers konnte 6 m nach Norden ein weiterer strebepfeilerartiger Mauerrest entdeckt werden. In 16 m Entfernung lag die Außenkante einer bis in 25 m Entfernung weiterreichenden Grundmauer. Diese führt vielleicht noch weiter nach Norden, biegt aber sicher schräg nach Osten ab. Hier entspricht sie der schräg verlaufenden Klostermauer auf dem Plane Mihms.
Die über 2 m hohe, mächtige Substruktion am Steilabfall zum Klostergraben hat nach Süden einen Maueransatz, der sich aufgrund der Geländeform mit der Verlängerung der Kirchennordmauer als Südweststecke des Klosters rekonstruieren läßt. Der noch aufrecht stehende Mauerteil am Nordrand des Plateaus zeigt die Reste eines ziegelverkleideten Fenstergewändes. Die Mauer führt rechtwinkelig nach Süden und bildet mit der Substruktion den Grundriß eines querrechteckigen, turmartigen Gebäudes von 7 x 6 m.
Soweit aus diesen Befunden geschlossen werden kann, befand sich an der Kirchennordwand der Kreuzgang mit darüberliegenden Räumen (Mönchszellen ?), im Westen erstreckten sich mehrere kleinteilige, gewölbte Nebenräume und ein turmartiger Anbau. Den Nordabschluß des Klosters bildete eine schräg verlaufende Begrenzungsmauer. Zumindest im Nordosten setzte sich das ummauerte Gebiet weiter bis auf die Terrasse am Klostergraben fort.
Ein weiteres Gebäude lag auf dem Plateau östlich der Kirche. Leider wurden die Befunde der archäologischen Ausgrabungen noch nicht publiziert, der Suchschnitt durch das Gebäude war bis vor wenigen Jahren zu sehen. Das Gebäude selbst zeigt längsrechteckigen Grundriß und einen erkerartigen Vorsprung (Turm ?) zur Kirche hin. Knapp unterhalb der Westecke des Gebäudes entspringt das Klosterbründl. Die Ausmaße der Anlage - sie hat nahezu die Größe der Kirche - veranlaßten KOLLER (1983, 27), hier die St. Laurentius-Kapelle oder den Pfarrhof der zu Ollern gehörenden Kirche zu vermuten. Sowohl die Orientierung als auch der Grundriß des Gebäudes sprechen jedoch für einen Profanbau. Die archäologischen Ausgrabungen erbrachten ebenfalls keine Hinweise auf eine Kirche.
Das Gelände hinter dem zuletzt genannten Gebäude ist künstlich abgegraben und zeigt die von FUCHS (1948) beschriebenen Sandsteinrundlinge. Teils ragen sie aus dem Hang heraus, teils liegen sie verrollt an der Längsmauer des Gebäudes. An mehreren Steinen können breite, nicht sehr sorgfältig angelegte Keilbüchsen ausgemacht werden. Ein Rundling weist zwei Bohrungen für Sprenglöcher auf. Die altartige Steinspalttechnik durch Keilbüchsen, die in ihrer Ausführung an Beispiele erinnern, wie sie FELGENHAUER (1980) für Antlangkirchen in Oberösterreich beschrieben hat, läßt zunächst an einen klosterzeitlichen Steinbruch denken. Eine nähere Untersuchung der Keilbüchsen ergab jedoch, daß keine Spaltung erfolgreich durchgeführt wurde. Die Tiefe der Keilbüchsen belegt, daß sie nicht vollständig ausgeführt wurden und man zur einfacheren Sprengung der Steine überging. Außerdem liegen die Steine noch in Bearbeitungslage auf der Längsmauer des Gebäudes. Der Steinbruch dürfte daher im Zuge der Abtragung des Klosters im 19. Jhdt. angelegt worden sein.