mahr´svierteljahrsschriftfürästhetik

2 (1999), Nr.2/Juli

Übersetzung

12. Gaspero Angiolini, Die sinnfällige Rache oder Die Statue von Condillac. Übersetzung von: La vendetta ingegnosa o la statua di Condillac, favola boscaresca pantomima, inventata, e composta del Signor Gaspero Angiolini, Maestro Pensionario delle Corti Imperiali di Vienna e S. Pietroburgo. Rappresentata nel nobilissimo teatro Venier in San Benedetto, il Carnovale dell'Anno 1791, enthalten in (nach dem ersten Akt von): Demofoonte. Dramma per musica da rappresentarsi nel Nobilissimo Teatro Venier in San Benedetto, il Carnovale dell'Anno 1791, Venezia: Modesto Fenzo 1791 <zugeschrieben lt. Kat. d. Bibliothèque nationale de France P. B. Metastasio, komp. v. Pietro Bonaventura (pseud.: Artino Corasio)>, S.23-27. 2759 Zeichen.

Die Personen

Amarilli: Hirtin, beherrscht die Zauberei, verliebt in und zurückgewiesen von

Tirsi: verliebt in

Clori: Geliebte von Tirsi

Statue: belebt

Montano: verliebt in und zurückgewiesen von Amarilli

Mirtillo: verliebt in und zurückgewiesen von Clori

eine Gruppe von glücklichen Hirtinnen und Hirten

eine Gruppe von Feenerscheinungen von Amarilli

Die Szene ist in Arkadien angesiedelt.

Bühnenbild

1. Akt. Dichtes Wäldchen, welches das Innere einer Höhle umgibt, die von den Hirten zum Tempel bestimmt wurde für eine Nymphe, die im Hintergrund sichtbar ist.

2. Akt. Ort inmitten eines alten, zerfallenen, teilweise von Flammen verzehrten Gebäudes. Eine alte Eiche erhebt sich in der Mitte der Ruine. Nacht im Mondschein.

3. Akt. Das Innere der lieblichen, mit Kunst und Natur ausgeschmückten Grotte ist einer marmornen Nymphe gewidmet, die in der Mitte eines Wasserbeckens auf eine Urne gestützt steht. In diesem gibt es kleine, marmorne Satyren, die von Böcken umringt sind. Die Grotte ist mit Muscheln und anderen Erzeugnissen der Natur verschönert.

Inhaltsangabe des Balletts

Da die Liebesverhältnise in Arkadien bei einer gewissen Zahl von Hirtinnen und Hirten schlecht verteilt sind, entstehen daraus mannigfaltige Begegnungen und Zwischenfälle. Eine der Hirtinnen, deren Liebe noch weniger als bei den anderen erwidert bleibt und die der Zauberei mächtig ist, sinnt auf Rache. Ingeniöserweise ist sie es, indem sie im Beisein ihrer Feen eine magische Handlung vollführt. Die Rache besteht darin, daß sie eine Statue zu einer Nymphe verlebendigt, die von den Hirten Arkadiens gefeiert wird. Diese Statue hat - in Nachahmung der sinnreichen Statue von Condillac - die Vorstellungen mittels der Sinne erworben und bevorzugt am Objekt immer dasjenige, das, wenn es ihr mehr gefällt, ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Statue erklärtsich zur Geliebten des Hirten Tirsi, dem, was die Liebe mit Clori betrifft, von dieser schlecht erwidert wurde - das fühlt die Zauberhirtin denn auch mit ihm mit. Durch diese neue, einzigartige Liebe beginnt die Trennung von Clori und Tirsi, was den Zweck der sich rächenden Hirtin erfüllt. Nach zahlreichen Zwiegesprächen und Zwistigkeiten verwandelt die Zauberhirtin schließlich die Statue in harten Marmor zurück. Clori und Tirsi bleiben entzweit. Eine ordentliche, von den verschiedensten Gefühlen der Hirten verursachte Konfusion beendet die pantomimische Dichtung.

Die Musik des Balletts ist die Komposition des nämlichen Gaspero Angiolini.

Peter Mahr (c) 1999

mailto:mahr@h2hobel.phl.univie.ac.at

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