Kompetenzorientierte Philosophiedidaktik – Fachmethodenorientiertes Unterrichten und Prüfen in der gymnasialen Oberstufe in Philosophie

Dissertationsprojekt an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Betreuer: Prof. Dr. Peter Heintel

 

In Deutschland und Österreich stand die Curriculumsentwicklung des letzten Jahrzehnts in der gymnasialen Oberstufe im Zeichen der Kompetenzorientierung. Durch die Einheitlichen Prüfungsanforderungen (EPA) der deutschen Kultusministerkonferenz wurden kompetenzorientierte Prüfungsformate für das Abitur in den Fächern Philosophie und Ethik für alle Länder verbindlich und führten in der Folge zur Ausarbeitung von kompetenzorientierten Kern- und Rahmenlehrplänen. Auch an den österreichischen Gymnasien entstand mit der Einführung der kompetenzorientierten standardisierten Reifeprüfung für das Jahr 2014/15 die Herausforderung, Schülerinnen und Schüler der 11. bzw. 12. Schulstufe für die Matura im zweistündigen Pflichtfach „Psychologie und Philosophie“ (PUP) vorzubereiten. In der Schweiz steht diese Entwicklung von kompetenzorientierten Lehrplänen und Maturitätsverordnungen für das Ergänzungs- und Schwerpunktfach „Philosophie, Pädagogik, Psychologie“ (PPP) noch bevor, nachdem die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz im November 2014 die Kompetenzorientierung im ersten gesamtschweizerischen Rahmenlehrplan 21 für den Kindergarten- und Pflichtschulbereich beschlossen hat.

Diese aus der Unterrichtspraxis entstandene Studie zur Philosophiedidaktik möchte die Grundlagen des kompetenzorientierten Philosophieunterrichts beschreiben und dabei aufzeigen, dass die Kompetenzorientierung – richtig verstanden und auf den gegenwärtigen Forschungsstand der Philosophiedidaktik bezogen – nicht wirklich etwas ganz Neues im Fach darstellt und dass die Vermittlung von Sachwissen weiterhin ein wichtiges Unterrichtsziel bleibt. Durch die Erfahrungs- und Schülerorientierung wie auch durch die Transformation von Fachmethoden zu Arbeits- und Unterrichtsmethoden hilft die kompetenzorientierte Philosophiedidaktik philosophische Bildungsprozesse zu initiieren und das Problem des „trägen Wissens“ zu überwinden.

Das Forschungsprojekt stellt einleitend das Problem des kompetenzorientierten Philosophieunterrichts in Deutschland, Österreich und der Schweiz dar und gibt eine Übersicht über die Entwicklung der Curricula in diesen drei Ländern. Weitere Abschnitte beschreiben die allgemeinen und länderspezifischen Voraussetzungen für die  kompetenzorientierte Reifeprüfung in Philosophie und Ethik. In der Folge werden die Grundlagen des kompetenzorientierten Philosophieunterrichts aus den philosophiedidaktischen Beiträgen von Rehfus, Martens und Rohbeck rekonstruiert und ein domänenspezifisches Kompetenzmodell für den Philosophieunterricht abgeleitet, welches das Kompetenzmodell der EPA in Hinblick auf den Unterricht sinnvoll erweitert. Angesichts der Wichtigkeit der Grundmethoden des Philosophierens für philosophische Bildungsprozesse werden sowohl die fachlichen wie auch didaktischen Grundlagen der philosophischen Textarbeit, der Begriffsanalyse, des Sokratischen Gesprächs, des philosophischen Argumentierens, des Gedankenexperiments und des Essayschreibens vermittelt.
Eine Unterrichtsreihe zum Themenbereich „Glück“ veranschaulicht beispielhaft anhand von Materialien einige Möglichkeiten des kompetenzorientierten Philosophieunterrichts.

Diese Studie reflektiert daher auch praxisorientiert anhand von Materialien konkrete Vermittlungsmöglichkeiten für die Initiierung philosophischer Bildungsprozesse und zeigt Wege auf, wie in einem lebensweltbezogenen, schülerzentrierten und problemorientierten Unterricht philosophische Denk- und Arbeitsweisen entwickelt werden können.



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