GRUNDLAGEN DER MOTIVATIONSPSYCHOLOGIE:

 

Der Begriff Motivation kommt vom lateinischen Wort "movare", was soviel bedeutet wie Bewegung auslösen.

Der lateinische Ursprung des Wortes weist bereits auf den entscheidenden Bedeutungsaspekt

hin : Die Bewegung,. Etwas wird mit einer bestimmten Absicht in Gang gebracht (Beweggrund). Dieser Aspekt taucht in vielen Wörtern auf, die wir in unserem Alltagsvokabular verwenden und deren Bedeutung mit dem Begriff Motivation in Verbindung gebracht wird. solche Wörter wären z.B. Antrieb, Streben, Wollen, Ehrgeiz, Neigung, Sehnsucht, Drang, Wille.

In der Psychologie ist Motivation eine Sammelbezeichnung für vielerlei Prozesse und Effekte, deren gemeinsamer Kern darin besteht, daß ein Lebewesen sein Verhalten um der erwarteten Folgen willen auswählt und hinsichtlich Richtung und Energieaufwand steuert. Die Motivationspsychologie interessiert sich für Fragen, die sich mit den Kräften beschäftigen, die ein bestimmtes Verhalten in Gang bringen (energetische Aspekt) und untersucht Prozesse, die dieses Verhalten in eine bestimmte Richtung lenken (Steuerungsaspekt). Sie sucht außerdem nach Erklärungen für unterschiedliche Beständigkeits- und Intensitätsgrade des Verhaltens.

Es scheint uns im Alltag nicht zu stören, daß wir "Motivation" bei anderen Personen als Gegenstand nie unmittelbar wahrnehmen können, sondern immer nur über Anzeichen erschließen. Motivation ist hier eine gedankliche Konstruktion, eine Hilfsgröße (ein hypothetisches Konstrukt), die uns bestimmte Verhaltensbesonderheiten erklären soll.

Der Begriff Motivation spiegelt keine homogene Einheit wider, von der man mal mehr oder weniger hat. Der Motivationsbegriff ist vielmehr eine Abstraktionsleistung.

Nach Jones (1955) soll er Motivationsbegriff erklären,

... wie Verhalten in Gang gesetzt wird, energetisiert wird, aufrechterhalten wird, gesteuert und schließlich beendet wird und welche Erlebnisvorgänge währenddessen im Organismus ablaufen.

Demnach beschäftigt sich die Motivationspsychologie also mit der Erklärung der

*) Aufnahme und Beändigung von Verhalten

*) Zielausrichtung und Steuerung des Verhaltens

*) Aufrechterhaltung und Energetisierung des Verhaltens, und den

*) begleitenden und steuernden bzw. leitenden erlebnismäßigen Vorgängen.

 

Motiviertes Verhalten läßt sich als ein 3-phasiger Zyklus darstellen:

1.Ein Bedürfnis meldet sich (z.B Hunger) bzw. eine als unbefriedigend eingeschätzte Lage drängt nach Bewältigung (z.B. die Befürchtung, eine Aufgabe nicht lösen zu können),

2. Verhaltensschritte zur Bedürfnisbefriedigung werden eingeleitet (z.B. Aufsuchen von Plätzen, wo Nahrung erwartet wird) bzw. man sucht nach Mitteln und Wegen, die -begründet auf Erfahrung oder Einsicht in der Situation- geeignet sind, die Lage zu verbessern, man nennt dies instrumentelle Phase

3. Das Ziel ist erreicht (z.B. Nahrungsaufnahme), so daß das Bedürfnis befriedigt ist. Gelingt dies nicht, oder setzt das Bedürfnis wieder ein, so wird der Zyklus abermals durchlaufen.

 

Entwicklung der Motivationspschologie:

Frühe christliche Theologen nahmen an, nur Tiere würden durch Instinkte geleitet. Sie glaubten, Gott habe den Menschen Vernunft, einen freien Willen und folglich Verantwortung für ihre Taten verliehen, durch welche sie sich den Weg ins Himmelreich verdienen konnten. Da Menschen den freien Willen besitzen, braucht man auch nicht nach anderen bestimmenden Kräften suchen. Eine Einschränkung ergibt sich lediglich dadurch, indem vernünftiges Handeln durch die Aufwallung niederer Gefühle und Leidenschaften beeinträchtigt werden könnte.

Bis Darwin (1858) herrschte also ein Dualismus der Verhaltenserklärung vor, danach

  1. besitzt der Mensch Vernunft und Wille - und handelt auch danach, während
  2. Tiere instinktgesteuert wären und somit den Triebkräften ausgeliefert wären.

Mit dem bedeutsamen Werk Darwins (1858) "Ursprung der Arten" wird die bis dahin anerkannte Unterscheidung zwischen Mensch und Tier aufgegeben. Nach Darwin sind nämlich die Unterschiede in Verhaltensweisen und Körperbau auf Zufallsvariation und natürliche Auslese zurückzuführen.

William James schrieb z.B. 1890, er glaube, daß Menschen sich in ihrem Verhalten sogar auf mehrere Instinkte verließen als niedere Tierarten.

Er meinte, daß neben den biologischen Instinkten, die der Mensch mit den Tieren gemeinsam hat, der Mensch über eine ganze Menge menschlicher sozialer Instinkte wie Sympathie, Bescheidenheit, Geselligkeit und Liebe verfügt. In den 20er Jahren dieses Jhdt. hatten Psychologen Listen von bis zu 10.000 menschlichen Instinkten zusammengestellt. Menschen wurden bald als den Tieren übergeordnet betrachtet, weil sie zusätzlich zu den Instinkten auch über die Macht der Vernunft verfügten.

Theoretische Positionen in der Motivationspsychologie

Die Einordnungsmöglichkeiten der diversen Motivationstheorien sind keinesfalls einheitlich. So überschneiden sich die Konzeptionen nach "Zug- bzw. Drucktheorien", mit der "Maschinenmetapher versus Godlikemethapher" und den Konzeptionen nach "biologischer vs. kognitiver Motivation.

Heckhausen (1989) unterscheidet 5 Problemstränge und ordnet diese den Pionieren bzw. der Entwicklung der Motivationspsychologie der Psychologie zu.

Sie unterscheiden sich in ihrer Forschungstradition, Methodik und auch im Gegenstand der Untersuchungsproblematik, und sie unterscheiden sich auch in Bezug auf den Einfluß von Darwin.

  1. Willenspsychologischer Problemstrang (in der Philosophie, Wundt, 1894, Müller 1900 Ach 1910)
  2. Instinkttheoretischer Problemstrang (Darwin,1859, McDougall 1908)
  3. Persönlichkeitstheoretischer Problemstrang (Darwin 1859, Freud 1900-1915)
  4. Assoziationstheoretischer Problemstrang - lernpsychologische Linie (Phiosophie, Darwin 1859, James 1890, Thorndike 1989)
  5. Assoziationstheoretischer Strang - aktivationspsychologische Linie (Darwin 1859 Pawlow 1927)

 

 

 

Typen von Motivationsmodellen

Die Typen von Motivationsmodellen

betonen Faktoren, welche

  1. innerhalb der Person liegen (Personenmodell)
  2. in der Situation liegen (Situationsmodell), oder
  3. ein Gemisch aus beiden (eine; Person-Situation-Interaktion, interaktionistisches Modell) sind.

Metaphern der Motivation

Metaphern dienen zur Veranschaulichung der Bedeutungsübertragung.

Eine Metapher ist ein sprachliches Bild. das eigentlich gemeinte Wort wird durch ein anderes ersetzt, das eine sachliche oder gedankliche Ähnlichkeit oder dieselbe Bildstruktur aufweist.

Bsp: (Gold ihrer Haare, Flußarm, Fuß des Berges)

Weiner (1992) stellte eine Dichotomie von Metaphern auf, bei der die Maschinenmetapher einer godlike-Metapher gegenübersteht.

Während die psychoanalytische Theorie, die ethologische, soziobiologische, Trieb, Gestalts- und Balancetheorie zumindest teilweise Aspekte der Maschinen-Methapher enthalten, sind vor allem die Erwartung x Wert- und Attributionstheroien eher von einer godlike-Metapher" geleitet.

Maschinenmetapher:

Charakteristika von Maschinen:

 

Charakteristika "godlike-Metapher"

 

Grundlegende Konzepte der Motivationsforschung

MOTIV:

Motive sind gelernte, überdauernde Dispositionen, welche das Verhalten bestimmen und somit ein Individuum charakterisieren.

Im Gegensatz zur umgangssprachlichen Bedeutung - eines konkreten Beweggrundes- bezeichnet die Motivationspsychologie also ein Motiv als eine, den einzelnen Menschen charakterisierende "Wertungsneigung" (z.B. Leistungsmotiv, Machtmotiv) Motive können entweder bewußt oder unbewußt sein. Jedes Motiv umfaßt bestimmte Handlungsziele: z.B. Leistung, Macht, Aggression .Die Einteilung von Motiven orientiert sich an den letzten Zielen oder Zwecken. Als Motive werden aber nur höhere überdauernde und konstante Wertungsdispositionen verstanden, die Für das Überleben des Organismus nicht bestimmend sind. Dementsprechend sind sie nicht angeboren, sondern entwickeln sich im Laufe der Ontogenese und entstehen im Zusammenwirken mit sozialen und kulturellen Normen.

Sie werden als Antworten der Evolution auf die Erfordernisse des Überlebens und die Weitergabe des Erbgutes verstanden.

Relativ allgemeine Motivsysteme sind z.B. Hunger, Durst, Ängstlichkeit, Neugier, Sexualmotivation,, Leistungs-, und Machtmotiv.

Motivation:

Motivation bezeichnet die Gesamtheit der emotionalen, kognitiven und physiologischen Prozesse sowie jene Effekte, welche Verhalten steuern und Antreiben. Durch den aktuellen Zustand des Motiviertseins werden Wahrnehmungen sowie kognitive und motorische Funktionen aktiviert und der weitere Verlauf der Aktivität reguliert.

TRIEB:

Unter Trieb versteht man die allgemeine und umfassende Bezeichnung für die dynamische, energetisierende Komponente zielgerichteter Verhaltensweisen, die den Organismus dazu antreibt ein Bedürfnis zu befriedigen, Jeder Trieb ist also ein erlebter Drang zu einer Verhaltensweise. (Unterschied zur Motivation: höherer hypothetischer Gehalt, Hervorhebung der inneren biologischen Mechanismen)

INSTINKT:

Unter Instinkt versteht man eine ererbte und innerhalb einer biologischen Art universell vorhandenen Disposition des Organismus, sich in einer bestimmten, vorfixierten Weise zu verhalten. (z.B. Brutpflegeinstinkt). Instinkte sind also ungelernte Verhaltensmuster, die in derselben Form an einen bestimmten Punkt der Entwicklung bei jedem Mitglied seiner Art auftreten. Hebb (1975) beobachtete, daß isoliert aufgewachsene und erstgebärende Rattenweibchen ein bis zwei Tage bevor sie gebären beginnen Papierschnitzel im Käfig zusammenzutragen und eine Art Nest zu bauen, obwohl sie es nie bei anderen Tieren beobachtet haben konnten. (anderes Bsp: Kuckuck)

ANREIZ:

Anreize sind die situativen Momente, welche Motive ansprechen und damit die Ausbildung einer Motivation bewirken.

Äußere Reize sind für uns oft anziehend oder abstoßend, unabhängig von inneren Zuständen. Der Anblick eines Kühlschrankes, Getränkewerbung im Fernsehen, ein attraktiver Mensch oder der Geruch bestimmter Speisen können uns zu entsprechenden Zielreaktionen anregen, selbst wenn wir nicht innerlich durch Durst, Sexualtrieb oder Hunger getrieben werden. Äußere Reize, die als antizipierte Belohnungen wirken, heißen also Anreize.

Einstellungen und Interessen

Unter Einstellungen und Interessen werden im Unterschied zu Motiven Dispositionen zu spezielleren Bewertungen und Betätigungen im enger umschriebenen Bereichen, wie z.B. zu bestimmten sportlichen, geistigen oder künstlerischen Tätigkeiten, verstanden. Sie sind eher Ausdruck der individuellen Lerngeschichte allerdings auch mitbeeinflußt von Begabungen.

 

 

VOLITION:

Die Volitionspsychologie hat die Intentionsbildung , die Handlungsinitiierung und die Aufrechterhaltung von Handlungen zum Gegenstand.