Ö1 Betrifft:Geschichte: „Idylle und Moderne. Kurstädte als Laboratorium der bürgerlichen Gesellschaft“ (17.02.2020, 17:55)

Kurstädte gel­ten als Son­der­form von Städten: meist zu klein, zu idyl­lisch, zu wenig bedeut­sam bzw. in ihrer Bedeut­samkeit flack­ernd, weil den Mod­en und Kon­junk­turen der Zeit unter­wor­fen … Kurorte stellen zwar vorder­gründig die Pflege und Erhal­tung des Kör­pers in den Vorder­grund, doch bedi­enen diese Luft‑, Wass­er- und Naturkurorte auch andere Felder: Idylle und Moder­nität, Betrieb­samkeit neben Entspan­nung und Verin­ner­lichung ste­hen sich gegenüber.

Kurorte wur­den deshalb schon im 18. und 19. Jahrhun­dert als „Lab­o­ra­to­ri­um der bürg­er­lichen Gesellschaft“ beze­ich­net. Kneipp­kuren ver­sus nächtlich-gesellschaftlich­er Betrieb­samkeit, Trinkkur und Diäten ver­sus über­mäßigem Alko­hol- und/oder Zuck­er­genuss der Kon­di­tor­eien, reiche Indus­trielle und bit­ter­arme Stadt­be­wohn­er trafen in diesem Städte­ty­pus aufeinander.

Kurorte waren aber auch Orte der poli­tis­chen Auseinan­der­set­zung, des entste­hen­den Ras­sis­mus und der Frem­den­feindlichkeit. Diese vielfälti­gen, kon­trastre­ichen Aspek­te erscheinen prä­gend für Kurstädte.

Bet­rifft: Geschichte “Idylle und Mod­erne. Kurstädte als Lab­o­ra­to­ri­um der bürg­er­lichen Gesellschaft”

Ö1-Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Mar­tin Scheutz

MO | 17.02.2020 | 17:55

https://oe1.orf.at/programm/20200217/588873/Idylle-und-Moderne