Die Medien- und Kommunikationsgeschichte befindet sich im Aufwind. Seit
Anfang der achtziger Jahre ist ihre Bedeutung im Rahmen des Gesamtfaches
kontinuierlich gestiegen. Das mag vordergrüindig mit einem generell
beobachtbaren Geschichte-Boom erklärt werden, hängt tatsächlich
aber mit ihren wichtigen methodischen Fortschritten und inhaltlichen Neuorientierungen
zusammen. Entscheidende Impulse verdankt sie der verstärkten Zusammenarbeit
mit Nachbardisziplinen, vor allem der Öffnung zur Soziologie und Zeitgeschichtsforschung.
In der Kommunikationsgeschichte wird der Paradigmenwechsel dieser Fächer
nachvollzogen, dieVeränderung der forscherischen Perspektive von der
traditionellen Beschreibung großer Ereignisse und "bedeutender
Persönlichkeiten" zur Untersuchung des Alltags und der Lebensumstände
breiter Bevölkerungsschichten. Mit dem Blick auf diese "kleinen
Geschichten" der Betroffenen wird erst die Sicht auf die "große
Geschichte" klarer.
Der vorliegende Band will und kann - schon aus räumlichen Gründen - weder eine Geschichte der Medien, ihrer technischen Fortschritte und strukturellen Veränderungen, noch eine Geschichte der Human- oder Medienkommunikation sein. Er soll vielmehr - wie dies der Absicht der Reihe entspricht - anhand ausgewählter Problembereiche in das Denken, den Forschungsstand und das Reflexionsniveau der historischen Kommunikationswissenschaft einführen.