Kurt Walter Zeidler gemeinsam mit Robert König

180107 SE Plotin: Enneaden

2 Stunden, 5,0 ECTS 
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung 

DI 18:30-20:00 wtl von 08.03.2022 bis 28.06.2022, digital

https://moodle.univie.ac.at/course/view.php?id=299659

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Begriff "Spekulation" führt in der Geschichte des Denkens ein vielfältiges Dasein. Manchen drückt er bloße Einbildungen und überschwängliches Mutmaßen, anderen dagegen die höchste Form und oberste Logik des Erkennens aus. Das Seminar "Was ist spekulative Logik?" widmet sich in Abgrenzung von der ersten Auffasung der zweiten Bedeutung von "Spekulation", die in der Gegenwartsphilosophie eher ein Schattendasein führt.In Auseinandersetzung mit Textabschnitten aus der Tradition des philosophischen Idealismus von der Antike bis in unsere Tage wird die sog. "spekulative Logik" (wie sie vor allem Hegel bezeichnet) als die Wissenschaft einer sich selbst explizierenden und darstellenden Erkenntnis verstanden, die ihr eigenes Handeln in Tateinheit mit seinen anschaulichen Ausdrucksformen begreift (vgl. lat. speculatio = Betrachtung, vgl. auch gr. theoria).Dass die Logik des Erkennens unmittelbar mit ihrer eigenen Darstellung und darum ihren Anschauungsformen zusammenhängt, führt in die allen Idealismus kennzeichnende Frage nach der Möglichkeit dieser Selbstexplikation der Erkenntnis. Das Seminar untersucht daher die Frage, inwieweit Erkenntnis mit ihrer eigenen angemessenen Darstellungsform und ihrem anschaulichen Ausdruck zusammenhängt - und damit die Grundfrage der spekulativen Logik.In selbstständiger Lektüre, Gruppenreferaten zu den Stellen aus der zur Verfügung gestellten Textsammlung, sowie gemeinsamer Diskussion werden die Grundanliegen einer spekulativen Logik geklärt und hierdurch ihr eigener Anspruch einer systematischen Erkenntnisbemühung eingelöst.
Methode: digital in Moodle über Collaborate (in Firefox oder Google Chrome zu öffnen)
Der sog. Neuplatonismus stellt nicht nur ein zentrales Bindeglied im Übergang vom Denken der nichtchristlichen Antike zu demjenigen einer christlichen Philosophie dar, sondern lieferte darüber hinaus entscheidende Impulse für das Denken des Idealismus und der Transzendentalphilosophie bis in unsere Gegenwart.
Den Schlüsseltext für jede Auseinandersetzung mit dem Denken des Neuplatonismus bilden Plotins Enneaden. In ihnen liefert er einerseits seinem Selbstverständnis nach den auf den Begriff gebrachten Platonismus und rückt diesem Verständnis gemäß auch die Philosophie des Aristoteles und des Hellenismus in das Licht seiner Platonauslegung. Andererseits formuliert er durch die dialektisch-spekulative Interpretation der Philosophie Platons, die v.a. dessen Dialog Parmenides folgt, zentrale Impulse nicht nur für die sich etablierende philosophische Theologie sowohl des lateinischen (Augustinus) wie auch des griechischen Christentums (etwa des  Pseudo-Areopagiten oder des Maximus Confessor), sondern darüber hinaus auch für den Universalienstreit der Scholastik und die Philosophie des transzendentalen Idealismus der Moderne.
Die Enneaden stellen zudem mit ihren komplexen Inhalten eine umfassende Auseinandersetzung mit einer Vielfalt anhaltender philosophischer Problemstellungen dar und sind deshalb auch für sich ein Dokument, an dem der Reichtum der Herausforderungen der philosophischen Wissenschaften versammelt ist und an denen das philosophische Denken sich multidimensional entzünden kann. Das Seminar wird sich dem reichhaltigen Text Plotins in der gemeinsamen Lektüre und Diskussion ausgewählter Passsagen widmen.

Art der Leistungskontrolle: Anwesenheit (max. 3x unentschuldigtes Fehlen)
Übernahme eines Referates (in Gruppen)
Verfassen einer Seminararbeit ODER mehrerer Reflexionen im Gesamtumfang einer Seminararbeit
 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab: Anwesenheit (max. 3x unentschuldigtes Fehlen)
Übernahme eines Referates (50%)
Seminararbeit ODER Reflexionen (50%)

Prüfungsstoff: Grundlage wird die als PDF zur Verfügung gestellte Textsammlung mit Auszügen aus den Enneaden sein.

Literatur:
Textsammlung als PDF via MOODLE herunterzuladen.
Gesamttext hier verfügbar:
Plotin: Die Enneaden. Übersetzt von Hermann Friedrich Müller. 2 Bde. Berlin 1878/80
(https://archive.org/details/dieenneadendesp00plotgoog/page/n4/mode/2up)