Der Begriff "Spekulation" führt in der Geschichte des Denkens ein
vielfältiges Dasein. Manchen drückt er bloße Einbildungen und
überschwängliches Mutmaßen, anderen dagegen die höchste Form und
oberste Logik des Erkennens aus. Das Seminar "Was ist spekulative
Logik?" widmet sich in Abgrenzung von der ersten Auffasung der zweiten
Bedeutung von "Spekulation", die in der Gegenwartsphilosophie eher ein
Schattendasein führt.In Auseinandersetzung mit Textabschnitten aus der
Tradition des philosophischen Idealismus von der Antike bis in unsere
Tage wird die sog. "spekulative Logik" (wie sie vor allem Hegel
bezeichnet) als die Wissenschaft einer sich selbst explizierenden und
darstellenden Erkenntnis verstanden, die ihr eigenes Handeln in
Tateinheit mit seinen anschaulichen Ausdrucksformen begreift (vgl.
lat. speculatio = Betrachtung, vgl. auch gr. theoria).Dass die Logik
des Erkennens unmittelbar mit ihrer eigenen Darstellung und darum
ihren Anschauungsformen zusammenhängt, führt in die allen Idealismus
kennzeichnende Frage nach der Möglichkeit dieser Selbstexplikation der
Erkenntnis. Das Seminar untersucht daher die Frage, inwieweit
Erkenntnis mit ihrer eigenen angemessenen Darstellungsform und ihrem
anschaulichen Ausdruck zusammenhängt - und damit die Grundfrage der
spekulativen Logik.In selbstständiger Lektüre, Gruppenreferaten zu den
Stellen aus der zur Verfügung gestellten Textsammlung, sowie
gemeinsamer Diskussion werden die Grundanliegen einer spekulativen
Logik geklärt und hierdurch ihr eigener Anspruch einer systematischen
Erkenntnisbemühung eingelöst.
Methode: digital in Moodle über Collaborate (in Firefox oder Google
Chrome zu öffnen)
Der sog. Neuplatonismus stellt nicht nur ein zentrales Bindeglied im
Übergang vom Denken der nichtchristlichen Antike zu demjenigen einer
christlichen Philosophie dar, sondern lieferte darüber hinaus
entscheidende Impulse für das Denken des Idealismus und der
Transzendentalphilosophie bis in unsere Gegenwart.
Den Schlüsseltext für jede Auseinandersetzung mit dem Denken des
Neuplatonismus bilden Plotins Enneaden. In ihnen liefert er einerseits
seinem Selbstverständnis nach den auf den Begriff gebrachten Platonismus
und rückt diesem Verständnis gemäß auch die Philosophie des Aristoteles
und des Hellenismus in das Licht seiner Platonauslegung. Andererseits
formuliert er durch die dialektisch-spekulative Interpretation der
Philosophie Platons, die v.a. dessen Dialog Parmenides folgt, zentrale
Impulse nicht nur für die sich etablierende philosophische Theologie
sowohl des lateinischen (Augustinus) wie auch des griechischen
Christentums (etwa des Pseudo-Areopagiten oder des Maximus
Confessor), sondern darüber hinaus auch für den Universalienstreit der
Scholastik und die Philosophie des transzendentalen Idealismus der
Moderne.
Die Enneaden stellen zudem mit ihren komplexen Inhalten eine umfassende
Auseinandersetzung mit einer Vielfalt anhaltender philosophischer
Problemstellungen dar und sind deshalb auch für sich ein Dokument, an
dem der Reichtum der Herausforderungen der philosophischen
Wissenschaften versammelt ist und an denen das philosophische Denken
sich multidimensional entzünden kann. Das Seminar wird sich dem
reichhaltigen Text Plotins in der gemeinsamen Lektüre und Diskussion
ausgewählter Passsagen widmen.
Art der
Leistungskontrolle: Anwesenheit (max. 3x unentschuldigtes
Fehlen)
Übernahme eines Referates (in Gruppen)
Verfassen einer Seminararbeit ODER mehrerer Reflexionen im
Gesamtumfang einer Seminararbeit
Mindestanforderungen und
Beurteilungsmaßstab: Anwesenheit (max. 3x unentschuldigtes
Fehlen)
Übernahme eines Referates (50%)
Seminararbeit ODER Reflexionen (50%)
Prüfungsstoff: Grundlage
wird die als PDF zur Verfügung gestellte Textsammlung mit Auszügen aus
den Enneaden sein.
Literatur:
Textsammlung als PDF via MOODLE herunterzuladen.
Gesamttext hier verfügbar:
Plotin: Die Enneaden. Übersetzt von Hermann Friedrich Müller. 2 Bde.
Berlin 1878/80
(
https://archive.org/details/dieenneadendesp00plotgoog/page/n4/mode/2up)