2 Stunde(n), 5,0 ECTS credits
Mo. wtl. von 06.03.2023 bis 26.06.2023, pktl. 15:00-16:30, Hs. 3F, NIG
https://moodle.univie.ac.at/course/view.php?id=382833
a) Einführung in
die spezifische Kantinterpretation und den wissenschaftslogischen
Idealismus der Marburger Schule.
b) Nachweis der unterschiedlichen Wege auf denen Cohen, Natorp und
Cassirer die Schuldoktrin erweitern und ihren szientistischen Ansatz zu
überwinden suchen.
c) Für die Erreichung dieser Lehr- und Lernziele wurde eine Textauswahl
zusammengestellt, die sowohl die Fortbildung des Kantianismus zu einem
wissenschaftslogischen Idealismus dokumentiert, wie auch die
religionsphilosophischen (Cohen), spekulativ-idealistischen (Natorp) und
kulturphänomenologischen (Cassirer) Wege, auf denen die führenden
Repräsentanten der Marburger Schule die Schuldoktrin erweitern und
umarbeiten.
d) Die mündlichen Referate, deren gemeinsame Diskussion und die
schriftlichen Abschlußarbeiten bieten Gelegenheit, sich an der
pünktlichen Interpretation philosophischer Texte und der Erschließung
komplexer systematischer Zusammenhänge zu üben.
Die Marburger Schule (Hermann Cohen, Paul Natorp, Ernst Cassirer) ist
die in systematischer Hinsicht zweifellos profilierteste Schulbildung im
Neukantianismus. Aufgrund ihrer Orientierung an den mathematischen
Naturwissenschaften verdient die Marburger Schule zudem ein besonderes
Interesse mit Blick auf den Paradigmenwechsel, der in der Philosophie
des 20. Jahrhunderts zur Ablösung der kantianisierenden
Erkenntnistheorien durch den Neopositivismus und die Analytische
Philosophie geführt hat. Der Exposition der skizzierten
Problemzusammenhänge können vorzüglich die ‚Einleitung‘ zum vierten Band
von Ernst Cassirer, Das Erkenntnisproblem, Stuttgart 1957, S. 9-26,
sowie seine Rektoratsrede über ‚Formen und Formwandlungen des
philosophischen Wahrheits-begriffs‘ (1929) dienen. In weiterer Folge
werden ausgewählte Kapitel aus H. Cohen, ‚Kants Theorie der Erfahrung‘
und ‚Logik der reinen Erkenntnis‘ und E. Cassirer, ‚Substanzbegriff und
Funktionsbegriff‘, sowie der Aufsatz von P. Natorp ‚Über objective und
subjective Begründung der Erkenntnis‘ als grundlegende Dokumente für die
wissenschaftslogische Kantinterpretation der Marburger und ihre
Auffassung der ‚transcendentalen Methode‘ zu interpretieren sein. Die
Ansätze zur schulinternen Überwindung der wissenschaftslogischen
Engführung sind durch Texte von H. Cohen (Der Begriff der Religion, Kap.
V.), P. Natorp (‚Kant und die Marburger Schule‘, sowie seine
systematische ‚Selbstdarstellung‘) und E. Cassirer (Einleitung in die
‚Philosophie der symbolischen Formen‘) zu dokumentieren.
Leistungskontrolle: Mitarbeit im Seminar, Übernahme eines Referates und Verfassen einer Seminararbeit.
Mindestanforderungen
und Beurteilungsmaßstab: Die Übernahme eines Referates (ca.
15 min) und die Seminararbeit (18-20 Seiten) sind verpflichtend für die
positive Absolvierung des Seminars.
Beurteilungsmaßstab:
a) Übernahme eines Referates (30%)
b) Verfassen einer Seminararbeit (60%)
c) Mitarbeit im Seminar (10%)
Prüfungsstoff: Die Übernahme eines Referates und die Seminararbeit sind verpflichtend für die positive Absolvierung des Seminars.
Literatur:
Werner Flach/Helmut Holzhey, Erkenntnistheorie und Logik
im Neukantianismus. Texte von Cohen, Natorp, Cassirer, Windelband,
Rickert, Lask, Bauch, Hildesheim 1980.
Hans-Ludwig Ollig, Neukantianismus. Texte der Marburger und der
Südwestdeutschen Schule, ihrer Vorläufer und Kritiker, Stuttgart
1982 (RUB 7875).
Kurt Walter Zeidler, Der Ausgang des Neukantianismus, in:
ders., Kritische Dialektik und Transzendentalontologie, Bonn 1995, S.
11-73.
Für das Seminar werden die folgenden Texte auf Moodle (Textsammlung in
PDF) zur Verfügung gestellt:
E. Cassirer, Subjektivität und Objektivität der Relationsbegriffe, aus:
Substanzbegriff und Funktionsbegriff, Berlin 1910, S. 410-432.
---, Einleitung und Problemstellung, aus: Philosophie der symbolischen
Formen, Bd. I, Berlin 1923, S. 3-52.
---, Formen und Formwandlungen des philosophischen Wahrheitsbegriffs
(in: Flach/Holzhey, S. 330-349).
---, Einleitung zu: Das Erkenntnisproblem, Bd. IV, Stuttgart 1957, S.
9-26.
H. Cohen, Kants Disposition des Begriffs Erkenntnis/Die transzendentale
Methode, aus: Kants Theorie der Erfahrung, Berlin 31918, S. 79-110 (in:
Flach/Holzhey, S. 64- 95).
---, Einleitung und Disposition zu: Logik der reinen Erkenntniss, Berlin
1902, S. 1-64.
---, Das Verhältnis der Religion zur Psychologie, in: ders., Der Begriff
der Religion im System der Philosophie, Giessen 1915, S. 108-140.
P. Natorp, Über objective und subjective Begründung der Erkenntnis, in:
Philosophische Monatshefte 23/1887, S. 257-286 (in: Flach/Holzhey, S.
139-168).
---, Kant und die Marburger Schule, in: Kant-Studien 17/1912, S. 193-221
(in: Flach/Holzhey, S. 198-226).
---, Selbstdarstellung, in: R. Schmidt (Hg.), Die Philos. der Gegenwart
in Selbstdarstellungen, Bd. 1, Leipzig 1921, S. 150–176.
K. W. Zeidler, Ursprüngliche Synthesis bei Hermann Cohen und Ernst
Cassirer. Ein Beitrag zur Lehre vom Schluß und zur Theorie des Begriffs,
in: M. Woesler (Hg.), Senex non semper optimus, senectus autem optima.
FS für Harald Holz, Berlin u.a. 2021, S. 135-162.
Semesterplan
20.03. E. Cassirer, Einleitung zu: Das Erkenntnisproblem, Bd. IV, Stuttgart 1957, S. 9-26.
E. Cassirer, Formen und Formwandlungen des philosophischen Wahrheitsbegriffs (in: Flach/Holzhey, S. 330-349)
27.03. P. Natorp, Über objective und subjective Begründung der Erkenntnis, in: Philosophische Monatshefte 23/1887, S. 257-286 (in: Flach/Holzhey, S. 139-168)
17.04. H. Cohen, Kants Disposition des Begriffs Erkenntnis/Die transzendentale Methode, aus: Kants Theorie der Erfahrung, Berlin 31918, S. 79-110 (in: Flach/Holzhey, S. 64- 95)
24.04. H. Cohen, Einleitung und Disposition zu: Logik der reinen Erkenntniss, Berlin 1902, S. 1-34 (Abschnitt 1-8)
08.05. H. Cohen, Einleitung und Disposition zu: Logik der reinen Erkenntniss, Berlin 1902, S. 34-64 (Abschnitt 9-12)
15.05 E. Cassirer, Subjektivität und Objektivität der Relationsbegriffe, in: ders., Substanzbegriff und Funktionsbegriff, Berlin 1910, S. 410-432
22.05. H. Cohen, Das Verhältnis der Religion zur Psychologie, in: ders., Der Begriff der Religion im System der Philosophie, Giessen 1915, S. 108-140
05.06. P. Natorp, Kant und die Marburger Schule, in: Kant-Studien 17/1912, S. 193-221 (in: Flach/Holzhey, S. 198-226)
12.06. P. Natorp, Selbstdarstellung,
in: R. Schmidt (Hg.), Die Philos. der Gegenwart in
Selbstdarstellungen, Bd. 1, Leipzig 1921, S. 150–176
19.06. E. Cassirer, Einleitung und
Problemstellung, in: ders., Philosophie der symbolischen Formen, Bd.
I, Berlin 1923, S. 3-27 (I, II)
26.06. E. Cassirer, Einleitung und Problemstellung, in: ders., Philosophie der symbolischen Formen, Bd. I, Berlin 1923, S. 27-52 (III, IV)