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Einige Rezensionen zu:
Karl Jaroš, Jesus von Nazareth, Geschichte und Deutung, Mainz 2000. » ... Anhand
einer Fülle neuer archäologischer und historischer Befunde entsteht
» ... Der Autor beschreibt detailliert die politische, wirtschaftliche und religiöse »Aus der Flut der Jesus-Literatur ragt das Buch des Wiener Theologen positiv » ... Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, oder zum Überdenken einmal gelernter "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" von Walbert Bühlmann Jesus von Nazareth war, ist und bleibt die wohl am meisten verehrte und zugleich am meisten umstrittene Gestalt der Geschichte. Wir könnten auf die Frage Jesu, für wen «die Leute» den Menschensohn halten, sehr viele Antworten geben. Aber nicht was «die Leute» von Jesus sagen, steht hier zur Frage, sondern was wir, die wir uns zu den Jüngern und Jüngerinnen Jesu zählen, von ihm halten. Die Frage der pluralistischen Religionstheologie, die von Asien her auf uns zukommt, aber auch im Westen vertreten ist (z.B. die Bücher von John Hick, Paul Knitter) mit der Meinung, Jesus sei ein Heilbringer neben Buddha, Krishna, Zoroaster usw., wird hier ausgeklammert. Wir bleiben innerhalb der christlichen Religion und sondieren, was wir als heutige Gläubige und Theologen noch redlich von Jesus sagen können. Zwei neue und umfangreiche Bücher machen uns die Antwort nicht leicht (1). Beide Bücher wirken hoch wissenschaftlich und erwecken den Anschein, gegenüber den Kirchen und Theologen, die stets um den heissen Brei herumreden, endlich unverblümt die Wahrheit zu sagen, dass nämlich das historisch gesicherte Wissen über Jesus wesentlich schmäler sei als oft behauptet wurde, dass die Kirchen Jesus missbraucht, aus ihm etwas gemacht hätten, was er nie war und nie sein wollte, dass letztlich alles bisher Gelehrte ein «grosser Betrug» war (G. Lüdemann) (2)Wir möchten uns hier einem andern Autor anvertrauen, dass er uns helfe, die Antwort auf die Frage Jesu zu geben nicht wie Petrus mit einer Kurzformel, sondern mit einem gewichtigen und wichtigen Buch.(3) Was können wir wissen? Karl Jaroš (4), seit 1977 am Institut für Orientalistik der Universität Wien, kann sich bereits mit 18 fachwissenschaftlichen Publikationen ausweisen und hat mehrere davon, auch dieses vorliegende Werk, bei Philipp von Zabern, einem der wichtigsten Verlage für Altertumswissenschaft und Archäologie im deutschen Sprachraum, herausgeben können. Jaroš hat sich die Aufgabe nicht leicht gemacht. Er verfügt über ein immenses Wissen bezüglich der Biblischen Bücher, der Qumranschriften, der zwischen-testamentlichen (apokryphen) Bücher, der rabbinischen Literatur, der arabischen Literatur, der ägyptischen Mythologie und natürlich der entsprechenden Sekundärliteratur. Obwohl er streng wissenschaftlich vorgeht, ist sein Buch leicht les-bar. Durch seine ständigen Hinweise auf die zeitgenössische Literatur werden viele biblische Aussagen in ihrer vermeintlichen Absolutheit und Einmaligkeit relativiert, ohne dass dadurch grundsätzlich christliche Positionen ohne weiteres geopfert würden. Eine grundlegende Aussage ist die These (aufgrund der Neudatierung verschiedener Papyri: die Fachleute werden sich damit auseinander zu setzen haben!), dass die Abfassung der Evangelien dem historischen Geschehen bedeutend näher steht als die meisten Forscher der letzten Jahrzehnte angenommen haben, dass also Markus nur wenige Jahre nach dem Tod Jesu geschrieben und folglich seine Angaben weitgehend von Augen- und Ohrenzeugen bezogen hätte und nicht in erster Linie von der späteren Tradition mit der reich entfalteten «Hagga-da» mit Legenden, Ausweitungen, Anekdoten (IX, 133, 355). Natürlich kann man keine schlüssigen Katechismus-Antworten erwarten. Vieles bleibt in der Schwebe. Jaroš wägt die verschiedenen Meinungen ab und sagt dann öfters: «Wahrscheinlich ist es nahe liegender... Die heutige Forschung nimmt eher an... Man muss davon ausgehen...» Wenn schon bei den «exakten Wissenschaften» die Formulierung üblich geworden ist: «Die vorläufig beste Erklärung ist...», muss auch bei der Bibelwissenschaft eine solche Bescheidenheit nicht erstaunen. Das Buch folgt nicht dem zeitlich-geografischen Aufbau der Evangelien, son-dern zieht eine thematische Behandlung in sieben Hauptstücken vor. I: Auf 132 Seiten wird das Milieu geschildert, in dem sich das Leben Jesu abwi-ckelte. II: Da wird zunächst herausgearbeitet, was wir historisch über Geburt, Kindheit und Berufung Jesu wissen können, und hernach Glaube und Deutung der Urgemeinde. III: Jesus als der prophetische Lehrer, der in Gleichnissen und Wundern die Basileia verkündet und vorgelebt und das Grundgesetz dieser Königsherrschaft Gottes bewusst gemacht hat. IV: Jesu Selbst- und Gottesver-ständnis. V: Jesu letzte Tage. VI: Die Kunde von Jesu Auferstehung und der Glaube an den Auferstandenen. VII: Die Zusammenfassung der historischen Fakten des Lebens Jesu. Für den praktischen Gebrauch würde man gerne am Schluss ein Sachverzeichnis haben, um anzugeben, auf welchen Seiten (oft an verschiedenen Stellen) die Ereignisse und Stichworte der Evangelien behandelt werden. Vielleicht kann das in einer zweiten Auflage nachgeholt werden.? Die Botschaft Wir können hier nur Einzelheiten herausgreifen. Über die Jugendgeschichte wird auf interessante Fragen, vorzüglich mit Hilfe der zeitgenössischen Litera-tur, sehr nuanciert geantwortet: Ob Jesus verheiratet war, da ein Vater in der Regel den Sohn mit 18 Jahren verheiraten «musste»; ob er Brüder und Schwestern hatte; in welchem Sinn Maria «Jungfrau» war... Die Zeugung Jesu durch den Heiligen Geist wird bestätigt. Dann: Kommt das Böse vom Menschen, von Gott, von Satan? Über Dämonenaustreibung wird lange geredet (177-179, 200f., 206f.). Ebenso über die Wunderheilungen, Totenerweckungen, die in der Mehrzahl als historisch anzusehen sind (222, 236). Zum Wort Jesu «Nehmt, dies ist mein Leib», sagt Jaroš: «Das Wort wird nicht erklärt, muss daher verstanden worden sein. Vom semitischen Denken her kann es aber nicht als eine Primitividentifikation verstanden worden sein, sondern: Das ungesäuerte, geteilte Brot ist Realsymbol Jesu, seine als heilsgeschichtliches Mysterion (Sakrament) reprä-sentierte Wirklichkeit» (313f.). «Die jesuanische Verkündigung der Königsherr-schaft Gottes enthält kaum apokalyptische Elemente. Die Basileia ist in Jesu Person präsent, sie entfaltet sich und durchdringt diese Welt und ist dennoch ei-ne zukünftige Grösse...» (271). Über das Grundgesetz dieser Basileia wird ausführlich gehandelt: Es besteht in einer «Umwertung der herkömmlichen menschlichen Werte» (240). Nicht ein Zorngericht wird angekündigt, sondern die Nähe zu den Sündern gesucht; Got-tes Erbarmen offenbart sich nicht verurteilend, sondern verstehend, heilend, ver-zeihend; freilich wird dann auch die innere Umkehr der Beschenkten gefordert (240242). Die Zuwendung Gottes zu den Armen, den Ausgestossenen, den Pari-as der damaligen Gesellschaft wird betont (247). In Jesu Lehre wird klar, «dass Gott der Andere ist, der nicht nach menschlichen Massstäben gemessen werden kann, der kein Mensch ist und daher auch nicht so reagiert wie ein Mensch, des-sen überströmende Liebe die neue menschliche Existenz schafft... Jesu Taktik war nicht die Drohung, sondern das Vertrauen auf den Sieg der göttlichen Barmherzigkeit» (248f.). Eine solche Haltung lässt jede Sozialreform und Revo-lution überflüssig werden, da die Änderung der Gesinnung, nicht der Strukturen das Entscheidende ist (254). «Jesu Ethik ist nicht von dieser Welt, aber für eine Welt, in der sich die Dynamis göttlicher Herrschaft entfaltet.» Noch etwas zur entscheidenden Frage, was von den Erscheinungen des Aufer-standenen zu halten ist: «Aufgrund der Quellen ist eindeutig auszuscheiden, dass es sich bei den Erscheinungen um ein Gespenst oder einen wiederbelebten Kör-per handelt, sondern um die Totalität einer andern, transzendenten Sehweise, die mit menschlicher Begrifflichkeit nicht mehr beschrieben und definiert werden kann... Seine Jüngerinnen und Jünger, die von diesem Zeitpunkt an ihr Leben damit verbracht haben, seine Auferstehung der Welt zu verkündigen und die für diesen Glauben, wenn es sein musste, bis in unser Jahrhundert in den Tod gegangen sind, waren keine Betrüger und Hysteriker!» (345f.). Und schliesslich: «Nur für den an Jesus als den Christus, den Messias, den göttlichen Sohn Gottes Glaubende, ist das Mysterium von Anfang an gelüftet, bleibt aber vorerst den-noch in seinem Herzen bewahrt, weil er sich zusammen mit dem Evangelisten auf den Weg der Nachfolge machen muss» (172). Bei dem Glauben der Jünger gab es zwischen vor und nach Ostern eine Diskontinuität: Den Anstoss dazu ha-ben «sie durch den Auferstandenen selber empfangen» (352). Das Buch von K. Jaroš kann uns in vielem verunsichern, nicht zuletzt durch den ständigen Hinweis auf ähnliche Aussagen in der zeitgenössischen Literatur. A-ber das kann man nicht mehr einfach ignorieren. Vor fast 100 Jahren gab Hilarin Felder das damals klassische Werk heraus: «Jesus Christus. Apologie seiner Messianität und Gottheit gegenüber der neuesten ungläubigen Jesus-Forschung» (5). Vom Bollwerk der sicheren Sätze in den Evangelien aus hat er alle Behaup-tungen der Kritiker zurückgeschlagen und als Resultat formuliert: «Bankrott der ungläubigen und Triumph der gläubigen Christusforschung» (II, 552-566). Bei Jaroš geschieht nicht eine Konfrontation, sondern eine Annäherung, eine Ver-söhnung der jüdischen und christlichen Forscher. Jaroš ist nicht Apologet im üblen Sinn. Er bleibt voll und ganz Wissenschaftler, und zwar Exeget, nicht Dogmatiker. Innerhalb der biblischen Zeit lässt er in gro-ssem Ausmass das Prinzip der Evolution, der allmählichen Entfaltung der Wahrheiten, zu. Was dann in den späteren Zeiten der christologischen Konzilien geschah, fällt in einen andern Wissenschaftsbereich. Jaroš liefert also keine dogmatischen Thesen, aber deutet da und dort sachte an, dass der Glaubende nun seine Antwort mit guten Gründen vertreten und auch bekennen kann, für wen er Jesus hält. Anmerkungen 1 R. Augstein, Jesus Menschensohn, Hamburg 1999, 570 Seiten; G. Lüdemann, Jesus nach 2000 Jahren. Was er wirklich sagte und tat, Lüneburg 1999, 890 Sei-ten. 2 Vgl. die Vorstellung dieser zwei Bücher durch Daniel Kosch, in: Pfarrblatt für die römisch-katholischen Pfarreien der Region Olten/Basel 3/2000.?3 K. Jaroš, Jesus von Nazareth. Geschichte und Methode, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2000, 381 Seiten, 82 Schwarzweissabbildungen und 18 Farbtafeln. 4 Geboren 1944, studierte Philosophie, Theologie, Alttestamentliche Bibelwis-senschaft und Arabische Religionsgeschichte. 1973 Dr. theol. Universität Frei-burg; 1976 Habilitation für Alttestamentliche Bibelwissenschaft (Universität Graz); 1982 Habilitation für Althebräische Literatur und Altertumswissenschaft Palästinas (Universität Wien). 5 2 Bände, Paderborn 1911/14. » ... Der insgesamt recht flüssig geschriebene Text hat seine Stärken im Ansatz, » ... Das Buch beeindruckt durch die souverän vorgetragene Fülle an Hintergrundinformationen » ... Dennoch wisse man vom Leben Jesu mehr, als viele allgemein für möglich Rheinischer Merkur Nr. 15 vom 13. April 2001 Wenige neue Jesus-Bücher bieten auch wirkliche neue Erkenntnisse, die sich |